Oft werden die Ozeane als letzte Rückzugsorte der Natur angesehen: als riesige und leere blaue Wildnis, in der Wellen, Wale und Albatrosse ihre Kreise ziehen, unberührt von der Zerstörung, die die menschliche Zivilisation ansonsten über unseren Planeten gebracht hat. Doch das stimmt nicht mehr. Denn fast unbemerkt geschieht in unseren Meeren gerade eine industrielle Revolution.
In den vergangenen Jahrzehnten sind maritime Industrien exponentiell gewachsen. Dazu gehören die Offshore-Förderung von Öl und Gas, die Nutzung von Wind- und Gezeiten-Energie sowie Aquakultur – die Züchtung von Fischen in Unterwasserfarmen, der am schnellsten wachsende Sektor der Lebensmittelproduktion weltweit. Unterwasser-Datenkabel von mehr als einer Million Kilometer Länge durchziehen die Meere. Mehr als die Hälfte unserer Ozeane wird befischt. Heute werden 1.600 Prozent mehr Güter auf Schiffen transportiert als noch in den 1980er Jahren.
Bei der Eroberung der Meere durch den Menschen ist kein Ende in Sicht. Neue Industriezweige drängen in die Ozeane: Kommerzielle Unternehmen entwickeln Verfahren zum Meeresbergbau im Pazifik, zur Fischerei in der Tiefsee und zum Geo-Engineering im Meer.
All das verdeutlicht die Dringlichkeit eines neuen UN-Vertrags, der vor kurzem eigentlich abgeschlossen werden sollte, dann aber auf unbestimmte Zeit vertagt wurde: das UN-Abkommen über den Hochseeschutz, das seit 2018 verhandelt wird. Inzwischen ist die Zeit für die vierte Verhandlungsperiode abgelaufen, was bedeutet, dass die UNO-Vollversammlung nun einer Verlängerung zum Abschluss der Vertragsverhandlungen zustimmen muss.
Die Hochsee umfasst alle Gewässer außerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszonen der Anrainerstaaten, also jenseits von 200 Seemeilen vor der Küste. Sie macht zwei Drittel der Weltmeere aus. Diese riesige Fläche gehört niemandem, was heißt: Sie gehört uns allen. Doch leider funktioniert die Teilhabe nicht. Ungefähr 97 Prozent der industriellen Fischerei auf hoher See werden von reichen Nationen kontrolliert, 86 Prozent davon entfallen auf nur fünf Länder.
Die biologische Vielfalt der Hochsee ist einzigartig – aber auch zerbrechlich und durch den Boom der maritimen Industrie bedroht. Viele Walarten sind nicht nur wegen des Walfangs, sondern auch wegen Begegnungen mit der Fischerei- und Schifffahrtsindustrie vom Aussterben bedroht. Meeresschnecken sind vom Tiefseebergbau gefährdet. Eine Hochseeregion im Pazifik beherbergt eine uralte unterseeische Gebirgskette, deren Gipfel sich aus der Tiefe erheben, wo sie mit Kronen aus goldenen Korallen geschmückt sind, von denen einige mehr als 4.000 Jahre alt sind und die von Schwärmen von Fischarten flankiert werden, die nirgendwo sonst auf der Erde zu finden sind. Genau dieses Gebiet wird durch die Fischerei mit Grundschleppnetzen und den geplanten Meeresbergbau gefährdet.
Ozeanische Teilhabe, das wär’s
Das UN-Abkommen zur Artenvielfalt in der Hochsee barg die Hoffnung, dass zumindest einige dieser negativen Trends umgekehrt werden könnten. Ein wichtiges Element des Abkommens wäre die Möglichkeit, Meeresschutzgebiete auf hoher See einzurichten. Eine Gruppe von rund 60 Staaten hat sich bereits als „High Ambition Coalition“ unter der UN-Klimarahmenkonvention verpflichtet, bis zum Jahr 2030 30 Prozent unserer Ozeane unter Schutz zu stellen. Leider hinken wir hier gewaltig hinterher. Bestenfalls acht Prozent der Weltmeere sind bisher geschützt.
Heute ist ein Mosaik von mehr als 20 Organisationen für unsere immer stärker beanspruchten Hochseegebiete zuständig. Vieles fällt dabei durch das Netz: Es gibt keine klaren Zuständigkeiten, sondern planlose Entwicklung. In dem Maße, wie die industrielle Revolution zur See die Bewirtschaftung unserer Ozeane vorantreibt, rücken Lösungen für einen nachhaltigen Umgang mit der Hochsee in weite Ferne. Untätigkeit bedeutet, dass die Industrie über das Schicksal der Weltmeere entscheiden wird. Die Ozeane liefern etwa die Hälfte des weltweiten Sauerstoffs, sie bieten Nahrung für Milliarden von Menschen – das UN-Abkommen betrifft nicht weniger als unser aller Schicksal.
Kommentare 9
die bestands-gefährdende, industrielle extraktion der meere
nimmt zu.
der eintrag von kontaminierenden stoffen
(nicht nur wärme, plastik-müll)
nimmt zu.
auch das wissen darüber nimmt zu.
dagegen ist ein aufhaltenes gegen-handeln
erst im planungs-stadium.
Wichtiger Artikel, hoffentlich wird die Substanz in D wahrgenommen.
Die Ozean-Konferenzen laufen seit einigen Jahren.
Hat das die offizielle deutsche Politik je richtig interessiert?
Es geht beileibe nicht nur um die Arten-Vielfalt, und deren Schutz, sondern um (legalistische) Klärung vermeintlicher Eigentums- und Nutzungsansprüche an und in allen Ozeanen.
Auch die neue Pazifik-Politik der US und anderer Staaten mit kolonialen Dependenzen fußt erheblich in dieser 'Landnahme der Ozeane'.
Wie oft, werden in D die Zusammenhänge nicht gesehen, oder nur in einem ganz engen Kontext, z.B. der berüchtigten "Exportorientierung".
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https://www.theguardian.com/environment/2022/mar/21/un-ocean-treaty-summit-collapses-as-states-accused-of-dragging-out-talks
Der Gipfel des UNO-Ozeanabkommens bricht zusammen, da Staaten die Gespräche in die Länge ziehen.
http://www.unoceans.org/
http://www.oceansatlas.org/
https://www.un.org/en/desa/un-ocean-conference-2022-%E2%80%98fleet%E2%80%99-solutions-be-launched
https://www.un.org/en/conferences/ocean2022/participate
UN Ocean Conference
Lissabon, Portugal
June bis 1.Juli 2022
IGOs, die an einer Ad-hoc-Akkreditierung für die hochrangige Konferenz der Vereinten Nationen 2022 zur Unterstützung der Umsetzung des Ziels für nachhaltige Entwicklung 14 interessiert sind: Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Ozeane, Meere und Meeresressourcen für eine nachhaltige Entwicklung (27 2022) können einen Antrag an den Präsidenten der Generalversammlung stellen.
Sekretariat der Konferenz
Frau Sangeeta Sharma
E-Mail: Sharma7@un.org
Nach der Genehmigung durch die Generalversammlung wird den Vertretern der neu akkreditierten IGO ein Konferenzpass gemäß den gleichen Verfahren ausgestellt, die in Absatz (B) für IGOs hervorgehoben sind, die nicht im „eRegistration“ -System registriert sind.
Fristen für die Ad-hoc-Akkreditierung:
Frist für die Beantragung einer Ad-hoc-Akkreditierung für die Konferenz: 29. April 2022.
Fristen für die Anmeldung zur Konferenz:
Vorregistrierung in New York: 3. Mai 2022 bis 15. Juni 2022 (TBC).
Registrierung vor Ort in Lissabon: 22. Juni 2022 (TBC) bis 1. Juli 2022.
https://www.youtube.com/watch?v=Vc_uM-rod1E
Im Rahmen des Umbauprojekts „Neues Museum“ eröffnete das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt die neuen Themenräume „Meeresforschung“ und „Tiefsee“. Die Tiefsee ist der größte Lebensraum der Erde und beherbergt zahllose faszinierende Organismen, die sich auf vielfältigste Weisen an die extremen Lebensbedingungen angepasst haben.
https://www.youtube.com/watch?v=SOhRCIv-VOE
https://en.wikipedia.org/wiki/Children_of_the_Sea_(film)
Wären diese Werbe-Plaste/Gummiflummis niemals hergestellt worden, wäre schon mal weniger Müll in der Landschaft. Gutes Foto.
Das Schweigen der deutschen Wirte.
http://foranewearth.org/future-of-oceans/
https://ourworld.unu.edu/en/envision-2050-the-future-of-oceans
https://www.iflscience.com/environment/envision-2050-future-oceans/
https://www.oceansconference.org/planning/future-conferences/
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Der Zusammenbruch von Aufklärung und Wissenschaft in Deutschland und Europa unter der Last des MIC.
Tam-Tam am Ende des Brückenkopfes.
Auf der Suche nach Marketender/innen.
https://www.youtube.com/watch?v=flD1Fg9g6vo
Weltklimarat stellt düstere Prognose
Die Gletscher der Erde schmelzen schneller, der Meeresspiegel steigt und die Ozeane werden wärmer, was unter anderem zum Korallensterben führt. Der Weltklimarat IPCC stellt seit Jahren Berichte vor, wie sich der Klimawandel auf die Eismassen und Ozeane auswirkt.
Es ist unübersehbar, dass die Politik nicht in der Lage ist, die notwendigen, vernünftigen Konsequenzen zu formulieren und den sozialen und ökologischen Umbau der Industriegesellschaft zu organisieren.
Die 'Zivilgesellschaft' und der/die Einzelne muss hier in die Bresche springen und die Initiative und Durchführung übernehmen.
Do it Yourself.
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UN Ocean Conference
Lissabon, Portugal
25 June bis 1.Juli 2022
Sekretariat der Konferenz
Frau Sangeeta Sharma
E-Mail: Sharma7@un.org
Fristen für die Ad-hoc-Akkreditierung:
Frist für die Beantragung einer Ad-hoc-Akkreditierung für die Konferenz: 29. April 2022.
https://www.un.org/en/desa/un-ocean-conference-2022-%E2%80%98fleet%E2%80%99-solutions-be-launched
PS.
Wo bleibt die deutsche Meereskunde zu diesem enorm wichtigen Thema?
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https://scientistrebellion.com/
Meer und mehr ...
https://www.youtube.com/watch?v=jrL5fUhK4sI
Soundscapes: Water
https://www.youtube.com/watch?v=qqeD383soSM
Taj Mahal | Catfish Blues
In der kapitalistischen Marktwirtschaft des Wertewestens sind die Ozeane bzw. Weltmeere eine "freie" Ressource wie jeder andere Rohstoff auch.
Freie Ressourcen muss man im Sinne der kapitalistischen Verwertungslogik gewinnbringend plündern und zwar effizient, das heißt mit möglichst wenig Zeit-, Material- und Personaleinsatz.
Wenn nichts mehr da ist (Wale, Meeresfische und sogenannte "Meeresfrüchte" wie Tintenfische, Meeresschnecken, Muscheln, Garnelen, Krabben, Langusten, Hummer usw.), das man plündern kann, dann ist eben nichts mehr da.
Aber welcher Bürger in Deutschland isst schon jeden Tag Langusten, Hummer und Tintenfische?
Was sagt der DDR-Pastor und Altbundespräsident Joachim Gauck zur Freiheit, die Ozeane und Weltmeere zu plündern?
https://www.youtube.com/watch?v=86YLFOog4GM
Nasa Live Stream - Earth From Space : Live Views from the ISS
10 April approx 23 h
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Kopieren und mit Aufnahmen in 10, 20, 30 Jahren vergleichen. Sichtbare Effekte:
Landmasse < braun-schwarz,
Wassermasse < grün-blau,
Atmosphäre < Veränderung Wolkendecke/dichte, Transparenz