Ein un-heiliger Abend

Sehnsucht Marusa Kreses lakonische Selbstvergewisserungen in "Alle meine Weihnachten"
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An Weihnachten neigt die slowenische Dichterin und Journalistin Marusa Krese zu Verzweiflungstaten. Wenn sich in den Wohnzimmern im alten Europa alles festlich zurüstet und das Offenbarungsereignis der Heiligen Familie beschworen wird, bekommt die zwischen Berlin und Ljubljana pendelnde "postjugoslawische Nomadin" keine Luft mehr. Dann bricht sie am Heiligen Abend mit ihren Kindern zu strapaziösen Flug- oder Auto-Reisen auf oder verriegelt die eigene Wohnung und schützt Arbeit vor, damit sie nicht von notorisch freudestrahlenden Gesichtern heimgesucht wird, die sie mit den Botschaften eines falschen Glücks beschenken wollen.

Diese wilde Fluchtbereitschaft angesichts von Friedens- und Lebkuchen-Freuden hat mit der Biografie der 1947 in Ljubljana geborenen Autorin zu tun.