Ein unmoralischer Kompass

Asyl Wende in der Flüchtlingspolitik: Die EU folgt dem Vorgehen von Ungarns Regierungschef Viktor Orbán
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 42/2016
Vergangenen Herbst Nahe Röszke: Ins Niemandsland zwischen Ungarn und Serbien gezwungene Migranten
Vergangenen Herbst Nahe Röszke: Ins Niemandsland zwischen Ungarn und Serbien gezwungene Migranten

Foto: Istvan Ruzsa/AFP/Getty Images

Groß war die Empörung in den medialen und politischen Landschaften Deutschlands, als der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán sein Volk am 2. Oktober zur Bereitschaft für die Aufnahme von Flüchtlingen befragen ließ. Man mokierte sich über die Suggestivfrage, warf ihm Geldverschwendung für eine menschenverachtende Kampagne vor und zeigte sich schlussendlich erleichtert, als die Teilnahme unter 50 Prozent blieb, dem formal notwendigen Quorum für die Gültigkeit. Über die Beweggründe zur Abhaltung der Volksbefragung wurde wenig berichtet, und die Folgen blieben unterschätzt.

98 Prozent derer, die zu den Urnen gingen, votierten gegen eine Verteilung von Flüchtlingen. Dass es nur 40 Prozent waren, die sich dazu aufraf