Ein vager Verdacht genügt

Im Gespräch Bettina Winsemann und Carsten Giesenfeld von der Organisation "Stop 1984" über den Staatsbürger, der das Verfügungsrecht über seine eigenen Daten verliert
Exklusiv für Abonnent:innen

FREITAG: Überwachungstechnologien sind heute in fast allen Lebensbereichen präsent. Warum stört das kaum noch jemanden?
CARSTEN GIESENFELD: Die Überwachung wurde und wird in kleinen Schritten umgesetzt, deshalb fällt vielen Menschen nicht auf, wie weit wir mit ihrer Umsetzung schon sind. Mit den aktuellen Vorhaben, beispielsweise der Vorratsdatenspeicherung und heimlichen Online-Duchsuchungen, würde aber eine neue Ära der Überwachung anbrechen, denn dann wird die Unschuldsvermutung ausgehebelt und jeder Bürger als potenzieller Täter behandelt. Der Begriff "präventiv" taucht immer öfter auf. Damit ist eine völlig neue Rechtspraxis verbunden: um kriminalisiert zu werden, reicht bereits der Verdacht, dass man etwas Illegales tun