Eine Pracht von alters her

Kirche Bescheidenheit zeigte sich dieser Tage nicht, als Freiburg einen neuen Bischof bekam. Alles andere wäre auch überraschend
Ausgabe 27/2014

Im Freiburger Münster wurde ein neuer Bischof geweiht. 130 Minuten lang zeigte der Südwestfunk die Veranstaltung im Fernsehen. Der Pomp war gewaltig. Es war, als hätte es all die Auseinandersetzungen über eine Rückkehr der Kirche zur Bescheidenheit nie gegeben. Was zu sehen war, in Freiburg und auf den Fernsehschirmen, war die alte Ecclesia triumphans. Passend dazu sang die Festgemeinde: „Ein Haus voll Glorie schauet / weit über alle Land.“ In der Grußbotschaft rühmte Papst Franziskus das Erzbistum und seine Gläubigen. Alles war wie von alters her.

Warum? Der neue König von Spanien hatte seine Krönung tatsächlich in großer Bescheidenheit vollziehen lassen. Das schien ihm aufgrund der politischen Lage geboten. Wahrscheinlich hatte er recht damit. Auch die Kirche kennt politische Rücksichten. Nicht immer erkennt sie die richtigen, und nicht immer beachtet sie diese in der richtigen Weise. Aber dann sind es Menschen, auf welcher Stufe der kirchlichen Hierarchie auch immer, die reagieren, handeln oder vorpreschen. Die das Angemessene tun oder es verfehlen. Der Maler Hieronymus Bosch hat bei der Darstellung der Hölle dort auch Päpste schmoren lassen. Menschen sind eben Menschen.

Die Kirche hingegen ist die Kirche, die sichtbare Kirche. Menschen werden, wenn es hoch kommt, 100 Jahre alt. Die Kirche ist 2.000 Jahre alt. Braucht sie deshalb den Pomp? Was die Kirche braucht, ist die Demonstration der Tatsache, dass nicht der einzelne Mensch spricht, wenn sie als Kirche spricht, sondern die Institution. Darum lesen die Geistlichen auch die immer wiederkehrenden Gebete und Formeln vor der Gemeinde aus Büchern ab. Es sind eben nicht ihre Worte, es sind die der Heiligen Schrift.

Darum auch der Pomp. In ihm verschwinden die Individuen. Die alten, bunten Gewänder verhüllen die Menschen und präsentieren die Amts-träger. Überwältigend schöne Bilder und Abläufe werden inszeniert. Das ist jedoch kein Programm, das zuerst ästhetischem Ehrgeiz dient (dem muss es auch genügen, damit der Prunk erträglich wird), vielmehr geht es um die Vermittlung des Erlebnisses: Das ist eure Kirche, ihr seid ein Teil davon wie wir. Aber nicht um uns oder um euch geht es dabei, sondern allein um die Kirche.

Der neue Erzbischof Stephan Burger richtete dann zum Schluss doch persönlich gefärbte Worte an die Gemeinde. Ebenso fiel die Ansprache von Reinhard Kardinal Marx aus, dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz. Da ging die Veranstaltung dann schon in Richtung Schützenfest. Auch das ist katholisch.

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