Eine stille Explosion

Lydia Davis Sie übersetzt kongenial. Auf kurzen Strecken brilliert sie mit Eigenem. Über eine Meisterin der Kurzgeschichte
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 36/2017

Es schadet nicht, Lydia Davis noch einmal vorzustellen: Geboren 1947 in Massachusetts, eine schmale Gestalt, Übersetzerin dicker Bände französischer Literatur und Autorin knappster, verwinkeltster Kurzgeschichten. Eigentlich: Monopolistin einer Schreibform, die manchmal nur aus dürren Zeilen unter der Überschrift besteht, fast blättert man vorbei, liest drüber, bleibt hängen und kann sich von den Widerhaken ihrer Sprache fortan schwer lösen. Die allermeisten ihrer Geschichten erschienen 2009 als The Collected Stories of Lydia Davis und landeten im Literaturbetrieb mit einem Effekt, den man, gäbe es so etwas, als stille Explosion beschreiben müsste: Irgendwie sind die Dinge seitdem anders, etwas hat sich verschoben. Denn Lydia Davis hob