Eine Taufe und sieben Sommer

Slowakei Wie ein gemeinsamer Strand mit den Roma über die Jahre unwiederbringlich verloren ging
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 40/2014

Ich ging lange an einem slowakischen „Zigeunerstrand“ schwimmen. Sieben Sommer lang erfuhr ich dort Verwirrung, Angst und Demütigung, aber auch inneren Frieden und Trost, durchgeknallte Geschichten und manchmal spirituelle Erbauung. Und wie meistens, wenn ich vom Volk der Roma erzähle, geht das nicht ohne Entblößung meiner Intimität ab.

Der kleine See liegt in einem Kiefernwald, keine 15 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt und unweit der berüchtigtsten Roma-Siedlung in der Westslowakei – zumeist Bretterbuden aus Holz, ohne Wasserleitung und WC. In meinem ersten Sommer lagen noch vereinzelt Weiße am Strand, da konnte der 18-jährige Rom Gejza einer blonden Mittdreißigerin den Hof machen. Gejza hatte Hip-hop-T