Einführung in die Menschenkunde

Der Widerstandsgeist eines nachsichtigen Misanthropen Das Berliner "Arsenal" zeigt eine Retrospektive des japanischen Meisterregisseurs Shohei Imamura
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Die Regisseurin Catherine Breillat hatte vor ein, zwei Jahren eine merkwürdige Begegnung mit ihm. Im Auftrag der Zeitschrift Positif wollte sie den alten Meister in Tokio interviewen. Der Wagemut seines letzten Films, Akai Hashi no Shita no Nurui Mizu (Warmes Wasser unter der roten Brücke), hatte sie stark beeindruckt. Welcher andere Filmemacher würde sich zutrauen, eine Geschichte von solch drastischer, grotesker Konkretion zu erzählen: von einer jungen Frau, die beim Orgasmus gewaltige Wasserfontänen verspritzt? Breillat pries die jugendliche Frische und Heiterkeit dieses Spätwerks, den zärtlichen Blick ihres japanischen Kollegen, der den Sex in etwas Magisches, Heilsames verwandelt. Aber der entgegnete ihr: "Der Film hat doch auch eine ziemlich brutale