Einstürzende Menschen

Epidemie Aids wütete lange vor Covid-19. Damals war es nicht weit her mit der heute oft beschworenen Solidarität. Homosexuelle wurden geächtet
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 15/2020

Ende 1981 war er da. Tauchte auf, verstörend wie ein Gerücht, ein seltener Krebs. Kaum ein Mediziner kannte ihn zu der Zeit. Er zeigte sich in Form braun-bläulicher Flecken und Tumorknoten auf der Haut und hatte in den USA eben noch gesunde homosexuelle Männer befallen: das Kaposi-Sarkom. Doch schien dieser Krebs die eigentliche Krankheit nur zu begleiten, anzuzeigen. Denn die Patienten, wenn sie starben – und das taten sie –, starben nicht an den Geschwüren. Sie starben, weil Bakterien, Pilze und Viren, auch solche, die den menschlichen Körper naturgemäß bevölkern, sich derart vermehrten, so stark und nicht beherrschbar, dass die davon ausgelösten „opportunistischen Krankheiten“, vor allem in der Lunge, den Kör