Endlich menschlich

Wollwurst Ein Köter sagt mehr als tausend Worte: Die Obamas bekommen einen Portugiesischen Wasserhund. Er wird die Insignie einer Macht, die sich wieder als human begreifen will

Diesmal ist etwas anders. Dabei haben auch frühere US-Präsidenten Hunde im Weißen Haus gehalten. John F. Kennedy hatte drei: einen Welsh-Terrier (Charlie), einen Irish-Spaniel (Shannon) und einen Schäferhund (Clipper). Lyndon B. Johnson nannte seine zwei Beagles Him und Her. Und George W. Bush junior hielt sich nach dem Tod des Spaniel-Rüden Spot immer noch den Scotch-Terrier Barney.

Auch das Interesse an den Hunden der Mächtigen war immer groß. Mit gutem Grund. Denn nicht nur in den Augen von Tierschützern sagt der Umgang mit der gezähmten Kreatur auch etwas über den Halter: wie er Macht benutzt, wie er Bedürfnisse vermittelt und – vor allem – dass er sich zuhause mit den gleichen Problemen herumschlagen muss wie jeder Hundehalter.

Ein Hund macht gleich. Er zeigt, dass auch der mächtigste Mann der Welt ein Mensch ist. Deshalb ist er den Bürgern ein Bedürfnis – und den PR-Strategen ein willkommenes Präsidial-Accessoire.

All das trifft nun auch auf den First Dog des 44. US-Präsidenten zu. Und doch wird der Portugiesische Wasserhund etwas anderes sein als seine Vorgänger im Weißen Haus. Denn dass die Obamas ihre Hunde- und Namensfindung in diesem Ausmaß öffentlich inszenieren können, dass sie ein derart großes wie beteiligtes Publikum finden, zeigt auch etwas vom inneren Zustand der USA - und womöglich auch derjenigen Gesellschaften, die man früher als westlich bezeichnet hat.

Es ist ein Wunsch: Der Wunsch, dass nicht nur der mächtigste US-Amerikaner menschliche Züge trägt, sondern die Macht der USA selbst. Und so wird der Portugiesische Wasserwuschel dem Präsidenten Barack Obama mehr werden als nur ein Accessoire. Er wird eine Insignie werden. Die Insignie einer Macht, die sich endlich wieder selbst als human begreifen will.

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