Engagierte Bürger

Fünf Gründe Aufgeben gilt nicht: Der Klimawandel kommt – drei Initiativen, die helfen können, die Ignoranz zu beenden

Bangkok, im Oktober. Bei den Vorbereitungs-Konferenzen im Vorfeld des Kopenhagener Klimagipfels im Dezember sind politische Marionetten zu beobachten. Sie nennen sich Diplomaten und sitzen an rund 200 Seiten Verhandlungstext. Sie streichen Halbsätze, debattieren über ein „should“, „would“ oder „could“ im Paragraphen. Die meisten wollen ihr Land möglichst wirtschaftsschonend aus dem Klimaschutz heraushalten. Manche Forderungen kann man nur als abenteuerlich bezeichnen: Etwa wenn Algerien Geld für die Bewältigung der Klimafolgen aus Afrika abziehen möchte, weil es als erdöl-exportierendes Land schließlich auch unter den Anpassungen leiden wird.

Nochmal zur Erinnerung: Um den weltweiten Temperaturanstieg unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu halten und damit nur die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu begrenzen, muss die Weltgemeinschaft radikal, schnell und vor allem gemeinsam aus der fossilen Energie aussteigen. Die Hürde besteht vor allem darin, dass sich Industrienationen gemessen an ihren bisherigen Emissionen sofort einschränken müssten, während Entwicklungsländern Freiraum für Wachstum bleiben soll. Spricht man vor Ort mit deutschen Delegierten wird klar: Sie vertreten das, was Berlin in einer Mischung aus Wirschaftslobbyismus und konservativer Energiepolitik als politisch machbar ausgibt.

Mangels eines übergreifenden Bewusstseins für das Klimaproblem bei den Unterhändlern ist zurzeit der „Froscheffekt“ zu beobachten: Das Wasser wird langsam immer heißer, und das Tier rührt sich nicht – bis zum Hitzetod. Der Mensch müsste allerdings wissen, was ihm bevorsteht. Aufgeben gilt also nicht. Deshalb stellen wir hier drei Initiativen vor, die helfen können, die Ignoranz zu beenden.


Die Klimahelden von Oxfam

Eigentlich ist Oxfam für seinen Einsatz für Nord-Süd-Gerechtigkeit bekannt. Beim Klimawandel passt das zusammen, weil die Emissionen der reichen Länder die Armen als erstes treffen. Wer sich auf der Webseite registriert, wird etwa alle zehn Tage zu einer Aktion aufgerufen.

Das Climate Action Network

Mehr als 350 Organisationen aus aller Welt haben sich zum Climate Action Network (CAN) vereinigt. Im Netz berichten sie über die täglichen Dramen der Klimaverhandlungen. Und sie verleihen einen Preis, den niemand will: Das Fossil des Tages. Wenn der kanadische Premier einen Klima-Verhandlungstermin verpasst oder die EU verbindliche Emissionsziele aus Verträgen streicht, dann überreichen die jeweiligen Gruppen den Anti-Preis für Klimablockierer jeweils vor Ort – möglichst medienwirksam natürlich.

Die Klimapiraten

Auch wenn der Name anderes suggeriert: Mit der Piratenpartei haben die Klimapiraten nichts zu tun. Unterstützt vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der Entwicklungsorganisation ASA organisieren die Klimapiraten Aktionen in ganz Deutschland, um die Bundesregierung „leidenschaftlich zu sofortigem und echtem Klimaschutz“ anzutreiben, wie es in ihrer Selbstdarstellung heißt. Zum Abschluss der Kampagne segeln sie mit zwei Schiffen von Greifswald aus nach Kopenhagen.


Daniel Kruse ist freier Journalist und Gründer von Nest, einer Social-Media-Agentur für öko-soziale Zwecke, die auch für das Climate Action Network arbeitet. Ole Seidenberg ist für das Internet-Projekt adoptanegotiator.org als Blogger auf den Fersen der deutschen Klima-Delegation

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