„Er war visionär“

Theater Onkel Anton Tschechow wird auf deutschen Bühnen rauf- und runtergespielt. Olle Kamellen? Wera Herzberg und Ricarda Bethke ergründen seine Faszination
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 50/2018

Ein Etikett wie „zeitlos“ klingt verdächtig nach sehr solidem Vergnügen, so amüsant wie ein gediegenes Theaterabonnement oder: wie das Pflichtprogramm an einem Stadttheater in der Provinz, entspanntes Wegnicken inklusive. Das Etikett scheint dem Dramatiker Tschechow zuweilen anzuhaften, mit einer Aufführung vom Kirschgarten kann einer nicht viel falsch machen, man würde aber auch keine Überraschung erwarten.

Überrascht wird der Zuschauer tatsächlich derzeit am Deutschen Theater in Berlin, weil Tschechows Drei Schwestern von Männern verkörpert werden. Was könnte das bedeuten? Zwei Tschechow-Kennerinnen treffen sich für eine Relektüre.

Wera Herzberg: In der Schauspielschule spielten wir Szenen aus Onkel Wanja. Wir dek