Worüber soll man mehr staunen: über die Hartnäckigkeit französischer Bauern oder die Gelassenheit, mit der die Aktionen bisher hingenommen werden? Militanter Protest und ein abgeklärter Umgang damit gehören zum Land wie Baguette und Gauloise.
Der Aufruhr begann schon im Juni und wurde von Viehzüchtern getragen, die zunächst einmal erreichten, dass zwischen Bauerngewerkschaften, Großhandel, Discountern und Agrarministerium ein Konsens gefunden wurde. Danach sollte der Rindfleischpreis wöchentlich um fünf Cent steigen. Nach einem Monat ging es aber nur um sieben Cent nach oben. So wurde das Aufbegehren radikaler und dehnte sich aus.
Die Regierung von François Hollande setzte daraufhin einen Mediator ein, dessen Plan der Präsident am 18. Juli der Öffentlichkeit präsentiert hat, um danach Agrarminister Stéphane Le Foll wie Premier Manuel Valls auf Tour durchs Land zu schicken, um die Bauern zu beruhigen. Der Plan verspricht Nachlässe beim bäuerlichen Schuldendienst wie gestundete Steuern und Sozialabgaben, dazu ein 100-Millionen-Programm für die Modernisierung der Landwirtschaft und Hilfe beim Fleischexport. Nur hat das die Landwirte nicht im Geringsten besänftigt.
Zu Wochenbeginn wurden nun Grenzübergänge zwischen Deutschland und Frankreich blockiert. Die Aktion richtete sich gegen den Import von Frischprodukten aus Deutschland, das jährlich für fast 55 Milliarden Euro Lebensmittel ausführt. Gut ein Fünftel davon ist Fleisch, das zu 84,5 Prozent in EU-Länder geht, wobei Deutschlands industrielle Landwirtschaft zwei Wettbewerbsvorteile locker ausspielen kann: Im Durchschnitt sind die Betriebe in Frankreich sehr viel kleiner und ökologische Standards wie Tierschutzauflagen strenger. Zudem beschäftigen deutsche Unternehmen in Fleischfabriken und Schlachthöfen – trotz des Mindestlohns – billige Arbeitskräfte aus Osteuropa.
Ein weiterer Nachteil ist die Konzentration im französischen Lebensmittelhandel, den wenige Discounter dominieren, die ihre Marktmacht zu nutzen wissen, um die Preise zu drücken. Für François Hollande ist der heiße Sommer nicht vorbei und wirtschaftspatriotische Appelle an die Konsumenten helfen wenig – allenfalls solche an deren Qualitätsbewusstsein.
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