"Es ist seitdem nicht mehr viel dazugekommen"

Zeitknirschen III Über der Vorkriegszeit liegt ein Schatten – und sie ist aufgeladen mit kultureller Sprengkraft. Ein Gespräch mit Florian Illies über Kunst und Gesellschaft 1913
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"Die Wölfe (Balkankrieg)" von Franz Marc, 1913
"Die Wölfe (Balkankrieg)" von Franz Marc, 1913

Teil 3

Besonders groß scheint die Unsicherheit bei Männern gewesen zu sein. Sie kultivierten und stilisierten ihr Leiden, hielten ausufernd und ohne Scham ihre seelischen Leiden in Tagebüchern fest. Währenddessen wurden immer mehr Frauen, als Zeichen fortschreitender Emanzipation, selbstbewusste Künstlerinnen. Auch die Formen des Zusammenlebens waren fortschrittlicher, moderner.

Ja, es ist schon bemerkenswert, wie sehr die Männer ihr Leiden nach außen kehren. Und der Krieg hatte noch nicht mal angefangen. Danach haben sie geschwiegen. Wie Rilke. Danach wird es verkapselt, das Leiden. Aber vorher, 1913, ist es eher ein Seelenleiden und es wird in der Tat noch sehr ausgebreitet. Die Frauenfiguren sind hingegen sehr stark und es gibt natürlich viele, die