„Es muss unter die Haut“

Interview Der Neurobiologe Gerald Hüther weiß, dass wir unsere Standpunkte ständig überprüfen und ändern müssen – und wie
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 52/2014
Das nennt man Inkohärenz: Erfahrungen von Ausgrenzung oder Bestrafung führen zu Erregungen im menschlichen Gehirn
Das nennt man Inkohärenz: Erfahrungen von Ausgrenzung oder Bestrafung führen zu Erregungen im menschlichen Gehirn

Foto: Science Photo Library/Imago

der Freitag: Herr Hüther, als Hirnforscher untersuchen Sie auch, unter welchen Bedingungen Menschen über sich hinauswachsen. Was bedeutet Mut für Sie?

Auf jeden Fall nicht, vom Zehnmeterbrett zu springen. Mutiges Verhalten besteht für mich darin, dass ich auf andere zugehe, es wage, mich zu öffnen. Mut ist auch, meine Vorstellungen immer wieder in Frage zu stellen. Das finden wir im Alltag ja eher selten. Wir verbinden Mut ja meist damit, uns in gefährliche Situationen zu bringen.

Sie waren Ende 20, als Sie mit einem gefälschten Visastempel aus der DDR in die Bundesrepublik geflohen sind. Das würde ich mutig nennen. Und gefährlich war es auch.

Die Fälschung des Visastempels und auch die Flucht im Zug von Leipzig nach Belgrad hat mir nicht so v