„Die Lage ist derzeit gefährlicher als während der Kuba-Krise vor 60 Jahren“

Interview Andrej Kortunow, Generaldirektor des Russischen Rates für Auswärtige Beziehungen in Moskau, geht davon aus, dass im Ukraine-Konflikt derzeit niemand an einer Deeskalation interessiert ist
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 41/2022
Russland hat Kiew, die Hauptstadt der Ukraine, Anfang der Woche mit heftigen Angriffen getroffen
Russland hat Kiew, die Hauptstadt der Ukraine, Anfang der Woche mit heftigen Angriffen getroffen

Foto: Imago / UPI Photo

Der Freitag: Wenn man Putins jüngste Reden anhört, bekommt man den Eindruck, Russland befindet sich mehr im Krieg mit dem Westen als mit der Ukraine. Warum hat der Hauptfeind gewechselt?

Andrej Kortunow: Es ist die offizielle russische Position, dass der Konflikt einer zwischen Russland und dem kollektiven Westen ist. Die Ukraine ist für die russische Regierung nur ein Instrument des Westens. Das ist nichts Neues. Russische Offizielle erklären schon länger, dass der Staat nur durch ein Lebenserhaltungssystem des Westens existiert: Spenden, Militär- und Wirtschaftshilfe. Auch bei Putin sind seine Aussagen eine Weiterentwicklung seiner bekannten Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2007, als er von einem hybriden Krieg des Westens gegen Russland sprach