Ewig währt die Form

Connaisseure Auf der Documenta 12 in Kassel frönen die Kuratoren Roger Buergel und Ruth Noack einer ambivalenten Liebe zur Form
Exklusiv für Abonnent:innen

Als Walter Benjamin der "Engel der Geschichte" erschien, könnte er Kassel vor Augen gehabt haben. Seit 1943 hatten die Alliierten des Zweiten Weltkriegs die nordhessische Waffenmetropole systematisch in Schutt und Asche gelegt. Am Ende des Zweiten Weltkrieges war sie im wahrsten Sinne des Wortes ein Trümmerhaufen. Und just auf diesen Trümmern der Barbarei und des Krieges startete im Sommer 1955 Arnold Bodes Documenta.

Benjamins Engel starrte auf die Trümmer und trieb mit dem Rücken in die Zukunft. Bode drehte sich herum und stürmte mit großen Schritten los. Seine Documenta bahnte der Moderne in Gestalt der Abstraktion den Weg, setzte die Pop-Art durch, gab Joseph Beuys ein Forum und führte die Medien in die Kunst ein. Mit fast jeder Schau strebte sie