Faschismus, das absolut Böse

Ideologie Die Ethnologin Lene Faust untersucht Italiens Sprachlosigkeit beim Umgang mit Mussolinis Erbe
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 13/2021
Die Flagge der italienischen neofaschistischen Bewegung „CasaPound“
Die Flagge der italienischen neofaschistischen Bewegung „CasaPound“

Foto: Filippo Monteforte/AFP/Getty Images

Unter den zahlreichen Pioniertaten Italiens – unter ihnen die Erfindung des Kapitalismus, der Diplomatie oder des Katholizismus – sticht allein der Faschismus als etwas durchweg Verwerfliches heraus. Selbst unter seinen Erben gilt er als „absolutes Böses“ (Gianfranco Fini, letzter Vorsitzender der faschistischen Nachfolgepartei MSI, 1994). Aber in Italien ist man sich auch einig, dass Faschismus nicht vordringlich eine Ideologie ist, sondern ein „stile“, wie es in der nationalen Enzyklopädie Treccani heißt. Rückblickend auf den 2. Weltkrieg – im Fall Italiens auch auf den Bürgerkrieg zwischen Faschisten und politisch äußerst heterogenen Partisanen – wird man allerdings eher an Verbrechen und Trauma denken al