Filigrane Nerven aus Stahl

Existenzialistin Joan Didion, die zierliche Grande Dame der amerikanischen Literatur, desillusioniert mit Stil
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Große Gesten liegen Joan Didion fern. Amerikas bekannteste lebende Intellektuelle ist eine kleine, zerbrechlich wirkende Frau. Sie spricht freundlich, mit leiser und manchmal ironisch durchwirkter Stimme, scheinbar unbeeindruckt von der Tatsache, dass ihr literarisches und journalistisches Werk ein unabdingbarer Teil des amerikanischen Literaturkanons geworden ist. Ihre schlichten Kostüme sehen immer so aus, als wären sie eine Nummer zu groß. Die 73-Jährige wirkt wie jemand, die ihr Leben lang mit einer Depression gekämpft hat und ihre hart erarbeitete, aufrechte Haltung mit einem schmalen Lächeln quittiert.

Schon als sie 1978 mit ihrem bisher unübersetzten Roman Play It As It Lays die Bestsellerlisten erreichte, glaubten viele Kritiker, dass es sich