Fünf Dinge, die anders besser wären

Kolumne Die Welt ist voller Dinge, die man anders besser machen könnte – oder sollte
Ausgabe 43/2014

Nett gemeint und zutiefst verräterisch ist das „Textilbündnis“, mit dem CSU-Entwicklungsminister Gerd Müller nun „konkrete Verbesserungen der sozialen und ökologischen Standards in der Textil- und Bekleidungsindustrie“ erreichen will. Vorgespräche starteten im April, jetzt folgte der feierliche Auftakt in Berlin. Doch von ursprünglich 60 Unternehmen und Verbänden haben 30 ihr Mitwirken abgesagt; die 1.127 Opfer des Fabrikeinsturzes von Rana Plaza in Bangladesch sind ja auch schon mehr als anderthalb Jahre tot. Für den Handelsverband HDE und den Verband Textil und Mode, die Müller die kalte Schulter zeigten, ist genug Gras über die Sache gewachsen. Dass ein Bundesminister auf freiwillige Bündnisse hofft, statt für gesetzliche Regulierung zu kämpfen, das könnte deutlicher nicht zeigen, wie nebensächlich die Zustände in den Ausbeutungsbetrieben Asiens hierzulande tatsächlich sind.

Eine „neue Krise“ in Griechenland sehen deutsche Medien gerade heraufdämmern: Die Zinsen für griechische Staatsanleihen sind auf fast neun Prozent gestiegen. „Neue Krise“? Hatte sich durch das zeitweise Ansinken des Zinssatzes auf sechs Prozent irgendetwas geändert daran, dass in Griechenland Massen von Menschen verarmen, erkranken oder sich umbringen? Nein, es hatte sich nichts geändert. Dafür bräuchte es ja auch einen endgültigen Schuldenschnitt und ein Ende der Austeritätspolitik der Troika aus EZB, IWF und EU-Kommission.

Apple und Facebook bezahlen Mitarbeiterinnen also die Konservierung ihrer Eizellen, damit sie sich auf die Karriere konzentrieren können. Was man vom „Social Freezing“ auch halten mag, in einem sind sich die Kritiker mit den Befürwortern verblüffend einig: dass man Kinder scheinbar erst in der „karrierekritischen“ Phase zwischen 30 und 40 Jahren bekommen kann. 279.439 Frauen haben 2012 in Deutschland zwischen 20 und 30 Jahren Kinder bekommen, gar nicht so viele weniger als zwischen 30 und 40 Jahren (349.726). Statt aber etwa eine der 13.811, die vorletztes Jahr im Alter von 20 oder 21 Mutter geworden sind, zu fragen, wie sie das schaffen, zieht der Mainstream lieber pikiert die Augenbrauen hoch und fragt: „Wieso denn so früh?“

Dass die App Whisper eben nicht der von seinen Machern versprochene „sicherste Ort im Internet“ ist, das kann nur Naivlinge überraschen. Anonym Geheimnisse im Netz zu verbreiten, das ist Whispers Angebot. Tatsächlich speichert der Anbieter Geodaten seiner Nutzer – selbst wenn sie dem ausdrücklich widersprochen hatten. Ende vergangener Woche enhüllte der Guardian die Praktiken; dessen Reporter hatten zuvor mit Whisper zusammengearbeitet, um etwa auskunftswillige US-Soldaten im Kampfeinsatz als Informanten zu gewinnen. Überraschend originell bei der ganzen Sache ist, wie Whisper mit den Enthüllungen umging: Neben Twitter-Drohungen gegen den Guardian ließ das Unternehmen erklären, es sei stolz darauf, unter anderem mit dem US-Verteidigungsministerium zu kooperieren. So könne es Soldaten helfen, die über Whisper vermeintlich anonym Selbstmordgedanken mitteilen.

Selbst wenn sich die EU-Staaten beim Klima-Treffen in dieser Woche auf das Minimalziel einer Emissionsreduktion von 40 Prozent bis 2030 einigen sollten: Europa hat sich mit der Kür des spanischen Öl-Industriellen Miguel Arias Cañete zum neuen EU-Kommissar für Energie und Klima in diesen Bereichen längst vollständig diskreditiert. sepu

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