Fünf Dinge, die anders besser wären

Status quo Alles beim Alten: Banker kriegen eine Viertelmillion Taschengeld, Vorstände das 71-fache eines Durchschnittsangestellten – aber das Jobcenter fordert gern zu viel zurück
Ausgabe 13/2019
Fünf Dinge, die anders besser wären

Foto: Thomas Lohnes/Getty Images

Wenn die Financial Times – die Vereinspostille des britischen Kapitalismus– sich für die Schlagzeile „More communism at Deutsche Bank“ entscheidet, dann nicht deshalb, weil sie über die Fusionspläne mit der teilstaatlichen Commerzbank ins Schwärmen gerät. Oder weil ein derart geborener Nationaler Banken-Champion sich bei seiner Hebamme, der Bundesregierung, damit revanchierte, dass er dem Gemeinwohl zuträgliche Dinge finanziert... Nein, die FT meint – nach ihrer Definition des Kommunismus als „Umverteilung von Ressourcen von der Kapitalseite zur Arbeitskraft“ – die Nachricht, dass die Deutsche Bank ihrem Investment-Banking-Chef, Garth Ritchie, jeden Monat ein Extrataschengeld in Höhe von 250.000 Euro bezahlt. Begründung: Weil er sich ja mit dem Brexit herumschlagen muss. Tja.

Bleibt die Frage, warum in DAX-Unternehmen derzeit ein Vorstandsmitglied das 71-Fache des durchschnittlichen Angestellten verdienen muss, wie es eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung ergeben hatte. Müsste man diese Gehälter also nicht stärker regulieren? Das hat der Linken-Politiker Fabio De Masi die Bundesregierung gefragt, aber die findet das schon okay so. Haben Manager sich das verdient? Liegt das auch am Brexit? 1980 lag das Verhältnis noch beim 15-Fachen. Der Erfolg kann für diese Entwicklung wohl kaum ein Grund sein. Bei Garth Richie von der Deutschen Bank jedenfalls weist die FT süffisant darauf hin, dass seine Investment-Banking-Abteilung eine spektakuläre Rendite von sage und schreibe 1 Prozent erwirtschafte.

Das ist als Anlage aber immer noch rentabler, als wenn Sie Ihr Geld dem Jobcenter gäben. Dort nämlich, so berichtete die Süddeutsche Zeitung, hat man im Jahr 2018 rund 18 Millionen Euro an zu viel ausgezahlten Beträgen zurückgefordert. Das Eintreiben der 18 Millionen selbst war allerdings nicht umsonst, sondern hat Kosten in Höhe von 60 Millionen Euro verursacht. Da kann selbst die Deutsche Bank nicht mehr mithalten! Alles getreu der althergebrachten Behördenweisheit: Wer den Pfennig nicht ehrt, spart 42 Millionen.

Nicht besser kommt die Umweltbilanz des Entwurfs für einen Finanzplan 2019 bis 2023 des Bundeskabinetts daher: Dort sind 300 Millionen Euro fürs Klima eingeplant. Nicht etwa für Maßnahmen, die CO₂-Emissionen verringern würden. Nein, das Geld soll für Strafzahlungen reichen, die Deutschland zahlen muss, weil es seine Emissionsziele unter der EU-Lastenteilung verfehlen wird. Weil: Wir haben’s ja! Also das Geld. Auf das Klima würde ich nicht setzen.

Zur Erheiterung widmen wir uns zum Abschluss einer altbewährten Lachnummer, der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Diese macht derzeit einen auf Whistleblower, so à la Edward Snowden, und warnt vor dem „ Rententrojaner “, einer Art Schadsoftware im Wohlfahrtsstaat. Die Kampagne dazu war bestimmt nicht billig, obwohl sie ausgesprochen billig daherkommt: Ein Warnfenster wie auf einem Computerbildschirm stellt fest: „RENTENTROJANER GEFUNDEN“, womit jene Grundrente gemeint ist, die Bundesarbeitsminister Hubertus Heil als Respekt-Rente lanciert hat. Diese aber, so die INSM, könne ausgesprochen schädlich sein. Warum? Gäbe es sie, „würden mehr als 20 Prozent der Renten nicht mehr auf Basis der bewährten Rentenformel berechnet“, die Betroffenen wären vielleicht sogar vor der bewährten Altersarmut ein Stück weit verschont. „SOFORT ENTFERNEN“, rät die INSM.

Aus der Ausgabe 13/2019 des Freitagmit Wirtschaftsteil

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