Fünf Dinge, die anders besser wären

Status quo Das Schlechte macht keine Ferien, unsere „Fünf Dinge“ auch nicht
Ausgabe 30/2019

Liebe Leser*innen, Sie mögen es den „fünf Dingen“ nachsehen, dass hier keine Urlaubsstimmung herrscht, kein „Pack die Badehose ein!“ und auch nicht jene sommerliche Trägheit, die alle Unbill der Welt am liebsten ignoriert, weil es die wohlverdiente Erholung – ob in Patago- oder Balkonien – stört. Doch ach, das Schlechte, das anders besser wäre, hat niemals frei … Ursula von der Leyen zum Beispiel, die musste sich am 10. Juli der Grünen-Fraktion im Europaparlament stellen. Ob sie dafür sei, dass Deutschlands Leistungsbilanzüberschüsse in Zukunft genauso sanktioniert würden wie anderer Länder Budgetdefizite?, fragte Sven Giegold. Von der Leyen konnte oder wollte dem nicht folgen, überhaupt seien Leistungsbilanzüberschüsse ja „auch ein Ausdruck von Leistung“, also etwas Gutes und Schönes. Ein Kolumnist der Financial Times nannte das im Nachgang „eine fast komische Darbietung ökonomischen Analphabetismus“. Auch bekannt als: Standpunkt der deutschen Bundesregierung.

Ebenfalls nicht von schlechten Eltern sind Facebooks Pläne, eigenes Privatgeld einzuführen: keine Kryptowährung, sondern ein zentralistisch gemünzter digitaler Chip namens „Libra“. Ersonnen wurde die Libra natürlich aus reiner Nächstenliebe, um all jenen zu helfen, die zwar ein Facebook-, aber kein Bankkonto besitzen. Und nicht etwa, um zusätzlich zu den Daten der Nutzer nun auch ihr Geld zu Geld zu machen …

Noch weniger Sorgen um ihre eigenen Daten als die zwei Milliarden Facebooknutzer machen sich wohl nur noch jene bereits 4.000 Cyborgs in Schweden, die sich einen reiskorngroßen Mikrochip in ihre Hand einsetzten haben lassen, einfach so, zwischen Daumen und Zeigefinger unter die Haut genietet. Das sei superpraktisch, heißt es, das ersetze Schlüssel und Magnetkarte, Kredit- und Visitenkarte. Klar! Und wenn man einmal blaumacht, muss man nicht mal Ausreden erfinden, der Chef weiß ja eh, was man am Abend davor konsumiert hat. Kühe, übrigens, tragen derlei ja schon länger, Cyberrindviecher, gläserne, die.

Haha, ist hier ja doch schon fast sommerlich unbeschwert, was? Aber jetzt Obacht: Eine Studie von vier Ökonom*innen der Universität Berkeley hat untersucht, warum die Lebenserwartung in den USA in den Jahren seit 2014 gesunken ist. Grund sind sogenannte deaths of despair, also eine Zunahme der Todesfälle aus Verzweiflung, wozu die Forscher*innen Drogentode und Suizide unter Amerikanern ohne Uniabschluss zählen. Die nahmen stark zu, was auf nichts anderes als auf eine Verschlechterung der ökonomischen Bedingungen zurückzuführen sei. Als Gegenmittel, sprich: als Lebensretter, hat die Studie eine Erhöhung des Mindestlohns ausgemacht. Wie wär’s, wenn sich das die Wirtschaftsweisen hierzulande auf die Fahnen schrieben?

Zum Schluss doch noch was Heiteres: Die, sagen wir mal, gemischte Bilanz von Beratungsfirmen im Auftrag der Bundesregierung war hier schon kürzlich Thema. Stellt sich heraus: Auch jene von McKinsey, das für die CIA immerhin Konsultationen im Wert von 10 Millionen Dollar abgeliefert hat, ist, nun ja, verhagelt. Im besten Fall, so Kritiker aus dem Geheimdienst, sei McKinseys Arbeit Geldverschwendung gewesen. Und im schlechtesten? Liefen die Dinge in der Spionagezentrale dort jetzt deutlich unrunder als vorher. Womit die Berater dem Rest der Welt vielleicht doch noch einen Gefallen getan haben …

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