Ganz normaler Scheiß

DAS GRAUEN DER NORMALITÄT In seinem Erstling »Norma«zersetzt Vladimir Sorokin den Rohstoff, aus dem Leben und Gesellschaft gemacht sind
Exklusiv für Abonnent:innen

Gilt Alexander Puschkin als der Anfang der russischen Literatur, so kann man Vladimir Sorokin als ihren Ausgang betrachten. 1997 sagte er in einem Interview: »Die russische Literatur ist zu Anfang dieses Jahrhunderts verschieden, zeitgleich mit Tolstoi und Tschechow. Die Bolschewiki haben den Leichnam eingefroren, damit er nicht verweste. Als die Sowjetmacht starb, gab auch der Kühlschrank seinen Geist auf, und der Leichnam taute auf. Jetzt ist er im Zustand der Verwesung, stinkt vor sich hin. Das einzige, was man mit ihm tun kann, ist, ihn in die Erde zu vergraben. Womit ich seit 15 Jahren beschäftigt bin.«

Von Sorokin, der in Romanen und Erzählungen den Bogen von der nachkommunistischen Zeit über die Sowjetära bis zum alten Rußland schlug, ist nun,