Der Fall „Drachenlord“: Gedemütigt leben

Cybermobbing Weil der Youtuber „Drachenlord“ sich gegen die Quälerei gewehrt hat, muss er ins Gefängnis. Der Fall ist Sinnbild für die heutige Gesellschaft
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 44/2021
Das „Drachengame“ hat ein klares Opfer, aber wer ist konkret für die Taten verantwortlich?
Das „Drachengame“ hat ein klares Opfer, aber wer ist konkret für die Taten verantwortlich?

Screenshot: Drachenlord/Youtube

Mit Zeitdiagnosen ist es wie mit dem Wolf in Äsops Fabel vom Hirtenjungen: Intellektuelle erkennen früh eine bedenkliche Tendenz. Dann mahnen sie, was die Tastaturen hergeben. Das geht so lange, bis sich die Leute von diesen verfrüht klingenden Alarmrufen nicht mehr aufschrecken lassen. Genau dann aber kommt er wirklich, der Wolf. Geräuscharm tritt ein, wovor so lange gewarnt wurde.

So war etwa das Unken über den „Überwachungsstaat“ zur Zeit der Volkszählung von 1987 viel lauter als heute, wo das einst Befürchtete längst übertroffen ist. Noch spektakulärer ist freilich das Schicksal von Rainer Winkler. Vor fast 40 Jahren diagnostizierte der Philosoph Peter Sloterdijk seiner Gegenwart den Zynismus als Hauptcharakteristikum. D