Gedenken in Berlin: Tage der Entflaggung

Sieg und Befreiung Die Feiern in Berlin zum Sieg der Sowjetunion über die Nazis fallen dieses Jahr merkwürdig entseelt aus. Ein Mann aus St. Petersburg und einer aus Tallinn diskutieren
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 19/2022

Es sagt einiges über Gedenktage aus, wenn zuerst darüber gesprochen werden sollte, was es alles nicht gegeben hat. Gehaltvolle Reden von Politikerinnen etwa. Würdevolle Gesten von Würdenträgern. Und Flaggen, vor allem Flaggen gab es kaum welche, auch keine Wimpel oder Fähnchen, jedenfalls nicht dort, wo sie sonst gewesen wären. Berlin hat am 8. und 9. Mai zwei seltsame Tage verlebt. Weder der Tag der Befreiung noch der Tag des Sieges fühlten sich an wie sonst. Nichts an ihnen war befreiend, gewonnen hat gar keiner.

Am sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park in Berlin geraten in den Morgenstunden des 9. Mai zwei Männer auf Russisch aneinander. Beide sind um die 30, der eine hat Locken, der andere einen Kurzhaarschnitt.

Kurzhaar: „Wieso hast d