„Gefangen von Buchstaben“

Interview Vor mehr als 50 Jahren fing Arno Morenz an, in Paris die Kunst der Lettristen zu sammeln
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 36/2019
Isidore Isou bei der Arbeit, 1965
Isidore Isou bei der Arbeit, 1965

Foto: Jean-Claude Deutsch/Paris Match/Getty Images

Ein Kellner begrüßt Arno Morenz mit einem herzlichen „Bonjour“. Man kennt ihn in diesem Charlottenburger Bistro unweit des Gründerzeitbaus, der seine Sammlung beherbergt. Ein Blick auf die Karte, bei französischer Blutwurst mit Zwiebeln und Püree und einem Glas Entre-deux-Mers blitzt Sammlerlust auf, aber auch der klare Blick des Strategen.

der Freitag: Herr Morenz, „Buchstaben sind Vampire“, sagt der Medienphilosoph Vilém Flusser. Ist der Buchstabe so gierig?

Arno Morenz: Nun, auf uns „gens de lettres“ – meine Frau war Buchhändlerin, ich anfangs Journalist – wirkte er jedenfalls sehr anziehend. Der Lettrismus benutzt den Buchstaben, um seine neue Weltutopie durchzusetzen. Am Anfang steht zwar der Buchstabe, b