Gefühlter Kolonialismus

EU Osteuropas Rechtsruck speist sich auch aus ungleichen Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland und dem Westen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 17/2018
Dreiviertel- unter Vollprofilen: Vredestein-Reifen, made in Ungarn
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Foto: Akos Stiller/Bloomberg/Getty Images

Es gibt eine lange Tradition des Schlechtredens Osteuropas. Als der Gesandte des französischen Königs, Graf Louis-Philippe de Ségur, im Jahr 1784 die Grenze zu Polen überschritt, beschrieb er die Bevölkerung als „arm und versklavt, schmutzige Dörfer, Häuser wie die Hütten von Wilden; man wähnt sich zehn Jahrhunderte zurück versetzt, unter Horden von Hunnen, Skythen, Slawen und Sarmaten“.

Bis heute gehören Klagen über die Rückständigkeit des Ostens, grassierende Korruption, mangelnde Eigeninitiative, fehlende Rechtssicherheit zum westlichen Osteuropa-Diskurs. Über den kleinen Schwestern und Brüdern liegt der Schatten Asiens. Diese Orientalisierung wurde von modernisierungswilligen Eliten im Osten bere