Hinterher liegt man da und versucht das warme Wohlgefühl so lange wie möglich auszukosten, ein bisschen was davon irgendwo zu speichern, als Reserve für traurige Tage. Geräusche aus der Nachbarwohnung dringen in die angenehm betäubte Wahrnehmung. Mann und Frau unterhalten sich lautstark, klingen nach Ehestreit. Bei genauerem Hinhören eine muntere Debatte, ob man am Abend lieber ins Kino oder zum neuen Inder gehen soll oder beides, und welcher Babysitter wohl gerade frei ist. - Seltsam, nebenan wohnt doch seit Jahren dieses verbitterte Rentnerpaar. Gönnen einem im Treppenhaus kein Wort, keinen Blick. Ich schrecke hoch, versuche Geträumtes von Wirklichem zu trennen, es gelingt mir nicht ganz. Wieder weggedämmert, ziehen diffuse Gedanken, seltsame Sätze durchs wehrlose Hirn: Wir werden uns nie so gut fühlen, wie es uns geht - das ist unser Dilemma. Ändere dein Leben, wage etwas. Was? Alles! Was kann dir schon passieren? Also: reisen, auswandern, ein Buch schreiben, eine Familie gründen, die Stadt wechseln, die Wohnung. Erst mal muss aber dieses unglaublich hässliche Tapetenmuster verschwinden, wäre ein Vorhaben für das anstehende Wochenende.
Aus der Küche höre ich, dass Pfeffer, Butter und Öl aus sind, und ob ich nicht bitte noch mal schnell los kann. Mach ich, antworte ich tatendurstig. Ich breche auf.
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