Der Verehrer war in seiner Schwärmerei leider unterbrochen worden. Seine Angebetete war jetzt nur noch traurig und nicht mehr müde und anschmiegsam. Er hätte sie nicht in den Park bringen sollen, jedenfalls nicht in der Dämmerung.
Er gestand sich ein, dass es ihm nicht gelungen war, den, zugegeben, sehr kurzen, günstigen Moment zu nutzen. Aber es schien mit dieser Frau auch gar keine Situation zu geben, die das Wort "Gelegenheit" bezeichnete.
Wehmütig dachte er an die Läden, über denen dieses Wort in der hübschen Mehrzahl geschrieben stand: Gelegenheiten. Das brachte ihn, wo er es auch sah, zum Träumen. Da wurde dann, seinen Wünschen entsprechend, manchmal auch etwas anderes bereitgehalten.
"Ich habe etwas für sie zurückgelegt. Es könnte Ihren Vorstellungen sehr nahe kommen." Der Verkäufer würde ihn dann in die hinteren Räume bitten und ihn um noch etwas Geduld bitten. In einem kleinen, etwas schäbigen Warteraum würde er nervös rauchen. Dann bewegte sich der Vorhang zu den nächsten Räumen ganz sacht ...
Er riss sich mit einem Schauder aus seinem Traum.
Er beschloss, eine Weile nichts mehr zu versuchen.
Bettina Klix lebt in Berlin und Kassel. Zuletzt erschien im Freitag 40/2006 ihr Text Belichtet.
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