Gelem, Gelem

Roma protestieren gegen Abschiebung Ein Polizeichef zeigt Sympathie, ein Bischof betet, die Verantwortlichen zucken mit den Schultern
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Kurz vor Mitternacht erhebt sich in einer Asylunterkunft am Nordrand der Stadt Essen eine traurige Melodie. "Gelem, Gelem" singen rund 1000 Männer, Frauen und Kinder. Selbst die Kleinsten kennen die traditionelle Weise, die von der Wanderschaft der Roma und ihrer vergeblichen Suche nach einem Platz zum Leben erzählt. Das Lied bricht ab und die Menschen drängeln sich um drei Männer. Einer von ihnen ist Bozin M., geboren in Serbien und vor Kriegsbeginn aus Ex-Jugoslawien geflohen. Mit seiner Frau, vier Kindern, Schwiegertochter und bald dem ersten Enkel lebt er seit zwölf Jahren in Deutschland. Wie seine Geschwister und deren Familien ist er lediglich geduldet, besitzt kein Aufenthaltsrecht, keine Möglichkeit zu arbeiten, ist gezwungen sein Dasein in Flücht