German Rechthaberei

Fallstudie Thilo Sarrazin hat ein Buch geschrieben, das so kalt und weinerlich ist, dass es einem graust. Nicht einmal die eigene Bosheit kann es genießen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 09/2014
"Was aber macht dieses Denken so attraktiv, das seine Gekränktheit und Krankheit gar nicht verbirgt?"
"Was aber macht dieses Denken so attraktiv, das seine Gekränktheit und Krankheit gar nicht verbirgt?"

Foto: Reuters

Eigentlich möchte ich weder unhöflich noch indiskret sein, auch nicht gegenüber jemandem, den ich nicht mag. Aber bei Thilo Sarrazins aktuellem Buch Der neue Tugendterror gelingt es mir nicht, Ideen, Argumente, Polemik meinethalben zu entdecken, die sich nicht auf die Grundkonstanten der rechten Phantasmen zurückführen lassen: die Mischung aus ethnischem und kulturellem Überlegenheitsgefühl und gekränktem Narzissmus, gepaart mit Zuwanderungsängsten, der Furcht vor den anderen, die „unser Geld“ haben wollen, der Angst vor der Gebärfreudigkeit der Fremden, der Ablehnung der Gleichstellung von Mann und Frau, der Verteidigung des klassischen Familienmodells als „Keimzelle“ (Sarrazin), der Verachtung für alles „