Niemand, auf keiner Seite der noch nicht abgebauten Barrikaden, muss nach der opulenten Mehrheit, mit der Angela Merkels Ausstiegfahrplan den Bundestag passiert hat, fürchten, dass die Jahrzehnte der fundamentalen Kämpfe um unsere Energiezukunft abrupt enden. Sie tun das schon deshalb nicht, weil es um viel mehr geht als um Energie.
Mit dem nun politisch kaum mehr rückholbaren Atomausstieg haben wir uns nicht nur gegen eine Hochrisikotechnologie entschieden, sondern auch gegen eine lange dominierende Vorstellung von der Zukunft. Schon in den achtziger Jahren propagierten die Antipoden glasklare Alternativen: Weiter auf dem „harten (Wachstums-)Pfad“, der mit der Kohle begann und der Perspektive Atomkraftwerke, Schnelle Brüter, Fusionsreaktoren weitergehen sollte, oder Einschwenken auf den „weichen Pfad“ mit Sonne, Wind und Wasser. Als erste große Industrienation hat sich Deutschland jetzt entschieden.
Bei aller Demut, die wir Deutsche gelernt haben: Die Energiewende ist wichtig für uns – aber möglicherweise wichtiger für die Welt. Wenn die viertgrößte Volkswirtschaft beschließt, den „harten Pfad“ zu verlassen, ist das ein Signal, das keinen Verantwortlichen in Frankreich, Japan oder den USA kalt lässt. Und schon gar nicht in China. Klaus Töpfer, der letzte deutsche Internationalist, hat recht: Jetzt muss es nur noch gelingen. Der „weiche Pfad“ muss funktionieren. Das – und nicht die Jahreszahl des Atomausstiegs – ist der Lackmustest, der die Welt interessiert. Wehe, wenn es nicht gelingt.
Ein Gebirge von Problemen
Deshalb fängt die Arbeit jetzt erst an. Und glaube niemand, das seien schon die Mühen der Ebene. Da steht noch ein Gebirge von Problemen. Darunter Altlasten wie die neun verbleibenden Atomkraftwerke, die mit zunehmendem Alter tendenziell störanfälliger werden. Und Gorleben, der einzige politische Salzstock der Welt. Dessen als „Erkundung“ mühsam verbrämter Ausbau zu einem Atomendlager muss schon deshalb beendet werden, weil der Weiterbau jeden Konsens und jeden Neuanfang zu blockieren droht.
Diese deutsche Gesellschaft hat nach Fukushima eine selbstbewusste Entscheidung getroffen, mit einem klaren Ergebnis nach fast vier Jahrzehnten der Diskussion im Westen und zwei im Osten. Diese Entscheidung wird – und die Menschen wissen es – grundstürzende Umwälzungen zur Folge haben. Bis hinein in ihren Alltag. Wir werden anders mobil sein, uns anders ernähren und anders wohnen. Aber wir benötigen auch neue Infrastrukturen, neue Produkte und in der Folge eine neue Wirtschaft. Doch keine Sorge, diese Umwälzungen werden am Ende nicht größer sein als die der Vergangenheit, und sie werden nicht zu Lasten der Lebensqualität gehen. Wenn wir es richtig machen.
Dabei steht die technische Machbarkeit nur scheinbar im Vordergrund. Die Transformation des Energiesystems ist eine Herausforderung. Wie die Lichter an einem kalten und dunklen Novemberabend des Jahres 2040 anbleiben, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, ist nicht wirklich geklärt. Doch selbstverständlich werden die Ingenieure es klären, sie haben 30 Jahre Zeit. Sonst wäre Deutschland nicht mehr Deutschland.
Auf Dauer kein Selbstläufer
Es richtig zu machen, bedeutet für die Politik vor allem, die überwältigende Unterstützung, die die Energiewende heute erfährt, zu hegen und zu pflegen. Sie ist auf Dauer kein Selbstläufer. Energie ist Lebensqualität, aber die Kilowattstunde Strom, der Liter Sprit, das Öl im Keller werden unweigerlich teurer, weil die fossile Erbschaft und der atomare Wahn, die den beispiellosen Zivilisationssprung der vergangenen 200 Jahre möglich machten, fast gleichzeitig zu Ende gehen.
In wenigen Jahrzehnten werden wir energetisch wieder von der Hand in den Mund leben wie ehedem unsere Altvorderen. Wir werden auskommen müssen mit dem, was die Sonne aktuell liefert. Richtig, sie schickt uns keine Rechnung, doch ihre verdünnte Lieferung einzusammeln, hat seinen Preis. Deshalb ist Effizienz der Schlüssel. Die neue, alte Energie bleibt für jedermann bezahlbar (Arbeit schafft sie ohnehin), wenn wir sie effizienter einsetzen. Im Idealfall steigen die Energiepreise, aber die Energiekosten sinken. Diesem Idealfall nahezukommen ist vielleicht die größte Herausforderung.
Die, die mit Fukushima endgültig verloren haben, lecken ihre Wunden. Die Großmänner und ihre Helfershelfer stehen heute auf verlorenem Posten – und sie wissen es. Ausgerechnet in dieser Woche fordern sie ein Moratorium beim Ausbau der erneuerbaren Energien. So groß ist die Verzweiflung, nachdem auch schon der Versuch gescheitert war, die „Benzinwut“ an den Zapfsäulen als „Stromwut“ am Stromzähler wiederzubeleben. Sie werden keinen Resonanzboden finden, solange die neue Energie bezahlbar und verfügbar bleibt.
Aufhören wird die merkwürdige Übung, als „German Angst“ zu denunzieren, was sich angesichts der Dreifach-Kernschmelze in Fernost eben erst als „German Weitsicht“, nämlich hoch rationale Interpretation der atomaren Wirklichkeit, erwiesen hat. Nur weil Hunderttausende in diesem Land mit der Energiewende begonnen haben, als Angela Merkel noch die Dagegen-Kanzlerin war, konnte sie jetzt die Spitzkehre vollziehen. Die „German Weitsicht“ ist bei der Kanzlerin angekommen. Immerhin.
Gerd Rosenkranz ist Leiter Politik der Deutschen Umwelthilfe. Davor war er lange Zeit Spiegel-Redakteur
Kommentare 16
Der Autor schreibst selbst, dass ein Umstieg auf alternative Energiequellen nur im Idealfall nicht mit einem Verlust an Lebensqualität einhergeht. Aber davor muss niemandem Bange sein? Ich würde nur ungern in einen Flieger steigen, der nur im Idealfall wieder sanft und sicher auf dem Boden landet.
30 Jahre sind im übrigen keine lange Zeit, wenn man sie auf Infrastrukturprojekte bezieht. In den nächsten Jahren werden Autobahnstrecken, Flughäfenlandebahnen, Schienenverbindungen und Pumpspeicherwerke eingeweiht werden, deren erste Planungen locker 15 bis 20 Jahre zurückreichen. Und um mit dem Planen anfangen zu können, muss natürlich die zum Bau nötige Technik schon zu diesem Zeitpunkt entwickelt sein.
Daher ist die Aussage, dass wir zwar keine klare Vorstellung davon haben, wie in 30 Jahren die Stromversorgung gewährleistet werden kann, aber dafür ja auch noch ewig Zeit wäre, ein Grund zu größter Sorge! Hoffnung macht allein die Aussicht, dass es bis dahin wohl noch genügend Kohle und Erdgas geben wird, um sich damit zu behelfen, falls "die Ingenieure" doch noch ein paar Jahre mehr brauchen.
Ich freue mich das Deutschland nun endlich seine Vorreiterrolle in Nachhaltigkeit übernehmen will.
Hier ein älterer aber aktueller Artikel von der Biologin, Dagmar Neubronner zum Thema: Über die wahren Aufgaben der Radioaktivität als Todesprinzip der Natur,
www.walter-russell.org/de/AtomkraftArtikel.php
Rosenkranz der Wahnprediger! Beispiel gefällig? "Wie die Lichter an einem kalten und dunklen Novemberabend des Jahres 2040 anbleiben, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, ist nicht wirklich geklärt. Doch selbstverständlich werden die Ingenieure es klären, sie haben 30 Jahre Zeit. Sonst wäre Deutschland nicht mehr Deutschland."
So spricht der Guru einer Sekte, der seinen Anhängern einredet, alles werde gut, so schlecht es auch ist. Die Vision, dass Deutschland in 30 Jahren nicht mehr Deutschland sein wird, wenn das, was der Guru verheißt, nicht eintritt, bedarf keiner großen Weitsicht. Denn Deutschland ist schon heute nicht mehr Deutschland. Hierfür gibt es viele Gründe. Mit dem Parlamentsbeschluss ("überwältigende Mehrheit"), dass sich die viertgrößte Volkswirtschaft der Erde den energetischen Ast absägt, auf dem sie sitzt, OHNE ZU WISSEN, wohin sie fällt, ist ein weiterer Grund hinzugekommen. Der Satz "Deutschland schafft sich ab" ist von einer seherischen Aussagekraft, die alle Propheten des AT in den Schatten stellt.
Ich habe mir oft Gedanken gemacht, wie das an so einem Novemberabend 2040 wohl werden wird, so ohne Wind, Sonne und Strom. Da aber die Gutmenschen in ihren Wahnpredigten nicht nur gut, sondern auch optimistisch sind, glaube ich inzwischen, dass der Strom immer noch aus der Steckdose kommen wird, hochindustriell hergestellt, weil wir den anderen Europäern das Produzieren von Strom nicht ausreden konnten. Deshalb sind auch Elektroautos so eine tolle Idee. Soviel hat man mir beigebracht, obgleich es nicht reichen wird.
In meiner frühen Jugend lernte ich bei einer Schulexpedition übrigens einmal ein Pumpspeicherwerk in seiner Funktion kennen und sah, dass das eine feine Sache ist, dann, wenn man Strom billig hat, ihn dazu zu benutzen, Wasser nach oben zu bringen, um zum Beispiel dann, wenn es dunkel ist und der Strom zu Hause von vielen Menschen gebraucht wird, damit Turbinen anzutreiben.
Dazu lernte ich später zwei Dinge: 1. Dieses Pumpspeicherwerk wurde 1990 geschlossen. So etwas Altmodisches braucht man nicht mehr, sprachen die Gutmenschen zu ihren neugierig lauschenden Untertanen.
2. Kürzlich wollte in BaWü, irgendwo im Schwarzwald, jemand so ein Werk bauen oder ausbauen- verboten, Klage, Kabel gefielen nicht.
Inzwischen sehe ich ein, dass man in diesem Land nichts Neues bauen darf. Stets braucht man Kabel, oben oder unten, immer schlecht. Und neuerdings habe ich noch eine weitere Erkenntnis: Wir brauchen nichts Neues mehr. Deutschland schafft sich ab und die, die übrig bleiben, brauchen weder Strom noch sonst irgend etwas.
Maxi Scharfenberg
(KPM)
Nebenan eröffnet uns zudem Marco Bülow, das eines der wichtigsten Gesetzespakete, die in diesem Land je beschlosse, wurden, auch zu den am schlechtesten vorbereiteten gehören.
Aber davor braucht niemandem Bange sein. Zum Reparieren bleiben ja noch 30 Jahre...
Wer so etwas schreibt, "Im Idealfall steigen die Energiepreise, aber die Energiekosten sinken.", sollte wirklich einmal darüber nachdenken, was er insgesamt schreibt ... und die OnlineFreitagsRedaktion sollte auch einmal wieder überlegen ... oder ist es schon soweit her mit selbstgesteckten Ansprüchen.
>>"Im Idealfall steigen die Energiepreise, aber die Energiekosten sinken."
Na ja, der Bionadebiotopinsasse kauft Anteile an Offshorewindparks und freut sich über den Profit, mit er sich einen steuersubventionierten Elektro-PKW anschafft, .
>>…aber die Kilowattstunde Strom, der Liter Sprit, das Öl im Keller werden unweigerlich teurer,…
Aufgrund der hohen Strompreise und weil mit Arbeit im Kaputtalismus immer weniger Einkommen generiert werden kann, werden mehr Wohnungen vom Stromnetz abgeschaltet als bisher. Das bringt den im Grünwählerbiotop erträumten sanften Einspareffekt.
Die Verlierer spricht der Autor nicht an, denn die sollten ja möglichst im Nichtwählerblock verharren.
In 25 Jahren wird jede Stadt in den dann noch wohlhäbigen, abgeschotteten Stadtvierteln die jeweils grösste Strasse in "Angela-Merkel-Allee" umbenannt haben.
Die "Grüne" Partei wird sich dann aufgelöst haben, ihre Mitglieder und Wähler werden in die wohlige Wärme des Enddarmes der grössten Kapitallobbypartei zurückgekrochen sein...
>>Daher ist die Aussage, dass wir zwar keine klare Vorstellung davon haben, wie in 30 Jahren die Stromversorgung gewährleistet werden kann, aber dafür ja auch noch ewig Zeit wäre, ein Grund zu größter Sorge!
Solche Gags: "Da wird unseren Experten schon noch was einfallen!" sind sehr symptomatisch dafür, dass man schnell und ohne dass Menschen drüber nachdenken können, etwas durchziehen will.
Die Errichtung von grossen, zentralistischen Wind- und Solaranlagen wird sich als technische Fehlleistung erster Güte erweisen, wenn sie umgesetzt wurde.
a) Beide Techniken eignen sich für eine Dezentralisierung.
b) sie als einzige Alternative zur Kernkraft zu propagieren, tabusiert die grosse Vielfalt der möglichen Primärenergien zur Stromerzeugung.
Vielfalt und dezentrale Erzeugung könnten von Stadtwerken genutzt werden (die natürlich trotzdem in ein Verbundnetz integriert wären)
Für die Profitinteressen von grossen Konzernen ist es schädlich über ein gesellschaftliches Gesamtkonzept zu reden. Deswegen machen ihre Lobbyisten soviel Wind.
>>...oder ist es schon soweit her mit selbstgesteckten Ansprüchen.
Für ein höheres politisches Niveau können ja wir sorgen. :-)
@Maxi Scharfenberg:
>>Dazu lernte ich später zwei Dinge: 1. Dieses Pumpspeicherwerk wurde 1990 geschlossen. So etwas Altmodisches braucht man nicht mehr, sprachen die Gutmenschen zu ihren neugierig lauschenden Untertanen.
2. Kürzlich wollte in BaWü, irgendwo im Schwarzwald, jemand so ein Werk bauen oder ausbauen- verboten, Klage, Kabel gefielen nicht.
So ist es. Seit Jahren wird in Zeichnungen der "Stadt der Zukunft" ein Windrad an die Peripherie gepinselt. Das ist schon genau so selbstverständlich wie in den 60er Jahren das "Atomei" von Kahl. So wurde die Meinung verfestigt, dass Kernkraftwerke eben möglichst vollständig durch Windräder ersetzt werden müssten und Wasserkraft „unmodern“ sei..
Dann muss natürlich die Elektroindustrie mit heftigen Steuersubventionen irgendwelche völlig neuen Speichertechniken entwickeln? Ja, weil die bewährte Pumpspeichertechnik von den Windparkhypern für obsolet erklärt wurde.
Und natürlich: Niemals darf man über kommunale Stromerzeugung nachdenken, wozu gut dezentralisierbare Techniken ja eigentlich geradezu einladen: Das muss alles rein privat ablaufen, denn die Insassen des Bionadebiotops sollen mit lukrativen Anteilen am grossen zentralen privatkapitalistischen Wind- und Solarpark begeistert werden.
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Wasserkraft hat den Vorteil, dass sie Grundlast und Speicherung für Spitzenlast verknüpfen kann.
Über Pumpspeicherwerke wurde in den vergangenen Jahren viel Unfug erzählt. Der grösste Gag der Wasserkraftgegner: "Pumpspeicherwerke sind keine Erzeuger, sondern Verbraucher". Damit werden Menschen dazu gebracht, ein Stromnetz mit seinen Erzeuger- und Speicherkomponenten nicht verstehen zu können. Dann müsste wieder neu erklärt werden, was ein Speicher ist: Er entnimmt zwar etwas, aber nicht um es selber zu verbrauchen, sondern um es verfügbar zu halten.
Ein anderer Gag: „Pumpspeicherwerke speichern Atomstrom!!“ Einem Speicher ist es schlicht und ergreifend egal, ob die Speicherenergie aus einem Kernkraftwerk, von Wind- Solar- Geothermiewerken oder woher auch immer kommt. Das wissen wir ja eigentlich, aber wir sollen nicht glauben, was wir wissen.
Auch die Hinweise, dass mit dem Speichersee ein Biotop zerstört würde, ist kaum stichhaltig: Überall dort, wo Speicherseen schon da sind, wird die Biotopänderung akzeptiert: Menschen baden, angeln und fahren mit Booten drauf herum, auch auf dem Schluchsee im Schwarzwald.
Selbst der schwankende Wasserspiegel wird bei existierenden Speicherseen nicht als Katastrophe gesehen.
Ein anderer Witz, von Automobillobbyisten in die Diskussion gebracht: „Jetzt muss man halt schnell viele Elektro-PKW bauen, denn die haben doch alle einen Akkumulator. Das ist doch eine riesige Speicherkapazität!“ Als würden die Besitzer von E-PKW ihre Akkuladung, die sie nachts aus dem Netz saugen, nicht zum Fahren verbrauchen, sondern ihre Karre brav am Netz lassen, um Verbrauchsspitzen abzudecken.
Im Hype der Propagandisten zeigt sich wieder mal, dass Albert Einstein recht hatte:
„Zwei Dinge sind grenzenlos: Das Universum und die menschliche Dummheit. Beim Universum bin ich mir allerdings noch nicht ganz sicher“
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Dass wir eine Landschaft dicht besiedeln, dabei bestimmte technische Ansprüche stellen und doch im Urwalddorf der Asterix-Hefte wohnen könnten: das geht halt nun mal nicht. Wer das will muss zu Fuss in den Wald gehen. (auch beliebten „Hightec-Rennräder“ wachsen nicht auf den Bäumen, sondern in der Fabrik und Millionen Elektro-PKW auch nicht).
Wir müssen also beginnen, alle Technik zu bewerten:
1. nach Risiken. Dabei fallen Kernreaktoren durch
2. Nach Ressourcenverbrauch. Dabei fällt eine Wegwerfwirtschaft durch, die mit stetigen Umsatzzuwächsen Kapitalrenditen generiert.
Eine Umstellung zu lange haltbaren Produkten und Rohstoffkreisläufen kann nicht nur den Rohstoffverbrauch reduzieren, sondern würde auch zu Energieeinsparungen führen. Daneben führt ein weniger hektisches, nicht auf grenzenloses Wachstum sondern mehr auf stabile Kreisläufe ausgerichtetes Wirtschaften zu Stressabbau: Letztlich mehr Gesundheit und Lebensfreude.
Nur wäre dann der grosse feuchte Traum vom endlosen Renditewachstum ausgeträumt. Warum das die Lobbyblockparteien ums Verrecken nicht wollen, ist ja leicht erkennbar, wenn man sich nicht von ihrer Propaganda das Hirn vernebeln lässt.
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Übrigens: Wenn schon mal eine Regierung den Einsatz von Solarzellen hätte fördern wollen, dann wären die Dächer aller öffentlichen Gebäude mit Solarzellen ausgestattet. Wer dachte, wenn ab 1998 die Grünen an einer Regierung beteiligt sind, werde das endlich realisiert, sah sich eines Besseren belehrt: So ernst meinten sie es dann auch wieder nicht dem Solarstom.
Und: Wer die neuen Hochleistungssolarzellen im grossen Massstab einsetzen will, muss dazu sagen, dass das dort eingesetzte Galliumarsenid hochgiftig ist. Man muss also gleichzeitig für einen zuverlässig geschlossenen Wiederaufarbeitungskreislauf sorgen. Wer dazu nur sagt: „Ach, da wird uns schon irgendwann irgendwas einfallen“: Der handelt exakt gleich wie Kernkraftmanager vor 50 Jahren.
diese grenzenlose Naivität, wie sie auch aus diesem Beitrag nur so raustrieft. Dabei sind die meisten Reaktoren noch am Netz. In 2013, 2017 und 2021werden Bundestagswahlen abgehalten und dieser ach so revolutionäre oder konterevolutionäre Beschluß läßt sich mit einfacher Mehrheit kippen, es wird ja nicht im Grundgesetz verankert.
Wie wurde 2001 jubiliert von rotgrün, wäre nicht Fukushima gewesen, hätten wir eine zeitlich endlose Laufzeitverlängerung bekommen, zumal die "Revolution" aus dem Herbst 2010 ja immer wieder kopierbar gewesen wäre.
Wenn denn viele seriöse Quellen davon sprechen, dass ein Ausstieg schon 2017 möglich wäre und 2018 gibt es einen GAU (Wir können uns nicht darauf verlassen, dass es sich nur alle 25 Jahre ereignet)
Es gibt keine Bestrebungen, die Atommafia zu verpflichten, ihre Mailer sicherer zu machen, ein Endlager ist so weit weg, dass einem Angst und Bange werden kann. Bei dem teils jahrhunderte strahlenden Schrott ist es doch ein Verbrechen an unseren Kindern und Kindeskindern etc.
Sicher, an Laufzeiten kann noch phantasievoll herumgebastelt werden. Man könnte den Satz:
>>Doch selbstverständlich werden die Ingenieure es klären, sie haben 30 Jahre Zeit. so auslegen, wenn man will. Denn wenn die Ingenieure der Elektrokonzerne trotz abgesaugter Subventionen bis 2022 keine neue Speichertechnik hinkriegen und Pumpspeicherwerke für tabu erklärt werden: Dann müssen bei gleichbleibend hoher Energievergeudung die Kernkraftwerke halt doch noch etwas länger laufen.
Fukushima wird genauso vergessen wie Harrisburg und Tschernobyl.
Bei rationellem Umgang mit Energie, das heisst primär nicht an Kapitalrenditen, sondern an der Lebensqualität orientiert, wäre ein sehr viel schnelleres und ersatzloses Herunterfahren der Reaktoren möglich.
Darüber habe ich ja schon geschreiben.
Andererseits ist die "Grosse zentralistische Windparks"-Lobby mittlerweile auch ein Faktor, der mitentscheidet. Und die wollen ihre Gigantowindparks bauen, sogar auf künstlichen Meeresinseln: Wenn die Strompreise üppig in die Höhe getrieben werden ist jeder technische Unfug profitabel. Das ist wie mit Stuttgart 21: Wenns die Bahnkunden bezahlen, dann können alle verkehrstechnisch plausibleren und kostengünstigeren Pläne in der untersten Schublade verschwinden.
"Und lange schallts im Walde noch:
Kaputtalismus lebe hoch"
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Der Begriff "Abschalten" ist natürlich auch Schwachsinn: Wenn die Cadmiumstäbe drin sind, findet noch für längere Zeit ein Nachzerfall statt, den man unter Kontrolle halten muss. Schalter umlegen und aus: So einfach geht das nicht.
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>>Bei dem teils jahrhunderte strahlenden Schrott ist es doch ein Verbrechen an unseren Kindern und Kindeskindern etc.
Dazu wird den Experten schon noch was einfallen. Sie haben ja ein paar Jahrhunderte Zeit. ;-(
@claudia
Den Vorteil der Dezentralität, den sollte mir mal einer erklären. Scheint mir eher ein goldenes Kalb zu sein, um das alle herumtanzen. Im Gegensatz zum Goldesel scheißt es aber keine Dukaten, sondern frisst sie nur.
"Diese deutsche Gesellschaft hat nach Fukushima eine selbstbewusste Entscheidung getroffen, mit einem klaren Ergebnis nach fast vier Jahrzehnten der Diskussion im Westen und zwei im Osten."
Ich gebe zu, dass ich derlei Formulierungen mit Vorliebe in den falschen Hals bekomme. Aber ich frage mich schon, wie ich die Einschränkung "und zwei [Jahrzehnten Diskussion] im Osten" anders interpretieren soll, als dass die Fähigkeit das Gehirn zu benutzen ja erst nach der Wende von engagierten Entwicklungshelfern aus den alten Bundesländern in den Osten getragen werden konnte.
Entgegen dieser verbreiteten Auffassung waren - sicher nicht alle, aber einige dafür um so mehr (!) - DDR Bürger durchaus auf der Höhe der Zeit bezüglich Fragen wie (u.v.a.) Umweltschutz in Ost wie in West. Schon allein deshalb, weil sich im Osten Menschen unter großen Schwierigkeiten und Gefahren Gedanken über mögliche gute gesellschaftliche und politische Alternativen machten und dabei der Blick auch gen Westen ging. (Wo er allerdings häufig weit weniger andächtig verharren konnte, als wohl viele "Wessis" bis heute annehmen. Dieser Verstehensprozess setzt nun ja langsam auch in den alten Bundesländern ein - mit 20 Jahren Verzögerung, um mal einen Kontrapunkt zum vielbesungenen "Mangel an Demokratieerfahrung" im Osten zu setzen, der nach meinem Verständnis in die gleiche Kerbe schlägt wie der oben zitierte Satz.) Wenn die Quantität dieser Debatten sicher nicht an die im Westen heranreichte, tat es die Qualität wohl allemal - leere Worthülsen und Belanglosigkeit konnte und wollte sich dabei im Osten im Gegensatz zum Westen niemand leisten.
>>"Mangel an Demokratieerfahrung"...
Wenn Leute, die alle 4 Jahre irgendwo ein Kreuzlein hinpinseln und dann hoffen, dass die gewählte Regierung halbwegs glimpflich mit ihnen umspringe, wenn sie gar noch aufgesetzt fröhlich daherkrähen "Lobbyismus gehört zur Demokratie wie das Salz in die Suppe!":
Wenn diese Leute Anderen einen "Mangel an Demokratieerfahrung" vorwerfen, dann ist das nicht nur arrogant, sondern strunzdumm.
Ich bin selber in der BRD aufgewachsen (Jahrgang 1949), und ich kann deswegen sagen: Unter den dumm-arroganten Sprüchen werden die ankonditionierte Untertänigkeit und der Mangel an Mut versteckt.
Diese deutsche Gesellschaft hat nach Fukushima eine selbstbewusste Entscheidung getroffen/ Der Bundestag beendet eine Ära
Lobpreis für unsere Merkel? Die Wende, die hier so pathetisch gepriesen wird, wurde - wenn ich Schröder/Fischer auch sonst wenig Positives nachsagen möchte - von Rot-Grün vollzogen, und für ihre Regierung gilt obiger Satz, dass "als erste große Industrienation" sich "Deutschland jetzt entschieden" hat.
Der Autor betreibt Legendenbildung. Merkel/Westerwelle machten genau die Entscheidung Schröder/Fischer rückgängig. Erst unter dem Druck der Ereignisse zogen sie den Schwanz ein und gaben klein bei. Das als Großtat würdigen heißt das Geschehen auf den Kopf stellen und der Version des konservativen mainstream aufsitzen.