Geschichte ohne Heldin

China Jia Zhangke erzählt von der Emanzipation einer Frau und den Lügen des Kinos
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 09/2019

Die Bilder sind zu schmal. Sie füllen die Leinwand nicht aus. Rechts und links bleiben schwarze Flächen frei und heben den authentischen Charakter der Aufnahmen aus einem Bus hervor. Die dokumentarischen Bilder von müden, abgearbeiteten Bergarbeitern und einer jüngeren Frau sind nicht Teil der Geschichte, die folgen wird, und doch gehören sie dazu. Jia Zhangke hat sie vor etwa 20 Jahren mit einer DV-Kamera in der nordchinesischen Bergbauregion aufgenommen, in der er selbst aufgewachsen ist. Nun verankern sie seinen zwischen Genrekino und Cinéma vérité schwankenden Spielfilm in einer Wirklichkeit, die mittlerweile untergegangen ist. Die Konventionen des Erzählkinos verleiten einen, die Bilder aus dem Bus nach Gesichtern abzusuchen. Irgendjemand m