./resolveuid/222be9f693edd2a16430c56e893b73b5Begnadet in einer Kunst zu sein und früh zu sterben, diese tragische Kombination gibt es heute noch. Zu ihren jüngsten Opfern gehört die Schauspielerin Maria Kwiatkowsky, geboren 1985. Endlich eine, deren Spiel radikal, schonungslos und konsequent bis zuletzt ist, so jubelten die Feuilletons. 2005, während von Drill geprägten Proben an der Volksbühne in Berlin, zündete Kwiatkowsky einen Kindergarten an und wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Viele attestierten der Autodidaktin, keine Grenze zwischen Rolle und Privatleben ziehen zu können. Kwiatkowsky starb am 4. Juli an Herzversagen. Sebastian Puschner
./resolveuid/ccda1956e04a6064e99170cb2c8ac037Seinen Generationsgenossen hat Robert Stadlober, geboren 1982, im Kino gezeigt, dass das mit dem Leben schon irgendwie klappt: 2000 als 16-jähriger Benjamin in Crazy. Heute darf Stadlober dem betagten Fernsehpublikum in 3 nach 9 erklären, was die Antifa ist („loser Verband von jungen Leuten, die linke Freiräume gegenüber verschiedensten Angreifern von allen möglichen Seiten verteidigen“) und warum Autos brennen („Es geht halt um Stadtviertel, die auf eine gewisse Art und Weise von gewissen Leuten aufgewertet werden.“). Der Weg war vorgezeichnet: Waldorfschule, mit 15 eigene Butze in Berlin-Kreuzberg, Schulabbruch für die Schauspielerei. sepu
./resolveuid/3abf2e270f165556c68faec4ea2f4a29Dirk Laucke, Autor und Regisseur, ist 1982 geboren und in Halle an der Saale aufgewachsen. In einem seiner Stücke thematisiert er wie sich seine Heimat mit dem Fall der Mauer veränderte: Gemeinsam mit Jugendlichen verarbeitete er deren oft aussichtslose Situation – aber auch die Angst des Bürgertums vor deren unkontrollierter Wut. Seine Grundhaltung sei „ein bisschen Punkrock“, sagt Laucke, seine Themen sind immer politisch, obwohl er das so nie sagen würde. Es geht um radikale Fußballfans, um Abschiebung und Leistungsdruck. Und wenn er gerade kein Stück schreibt, geht er selbst auf die Straße: gegen Studiengebühren oder Hartz IV. Jakob Rondthaler
./resolveuid/49af05c2168d33993b6d154e70818b71Andreas Spechtl, geboren 1984, ist zierlich, er spricht leise, mit österreichischem Akzent. Das jüngste Album seiner Band Ja, Panik, deren Songs er schrieb, heißt Die Manifestation des Kapitalismus in unserem Leben ist die Traurigkeit. Ja, Panik machen schnellen, lauten, oft dreckigen Indie-Rock, dazu singt Spechtl Zeilen wie: „Wir schleifen Messer für den Königsmord.“ Er steht in der Tradition von Jochen Distelmeyer, noch mehr erinnert vieles an die adoleszente Wut des jungen Dirk von Lowtzow – Musiker, die es sich heute bequem gemacht haben. Spechtl ist oft mit dem ehemaligen Lassie-Singers-Mitglied Christiane Rösinger unterwegs. ron
./resolveuid/e0364ebdf188176737541d72cab40747Camila Vallejo, geboren 1988, ist die Stimme der chilenischen Studentenbewegung, zumindest sehen die Zeitungen das so, die Artikel über die Proteste gerne mit Fotos der 23-Jährigen bebildern – denn sie ist „klug, schön, eloquent“ (Zeit). „Ich habe mir mein Aussehen nicht ausgesucht, sehr wohl jedoch mein politisches Projekt“, sagt Vallejo selbstbewusst. Ihr politisches Projekt, das ist ein besseres, kostenloses Bildungssystem. Ihr Gegner: Chiles Staatschef Sebastián Piñera. Vallejo ist in einem kommunistischen Elternhaus aufgewachsen, heute studiert sie Geografie und ist Präsidentin des chilenischen Studentenverbandes. ron
./resolveuid/3a580942a45ea4a212c902e8ef10dd85Eine pinkelnde Polizistin war der Karrierekick für den Kunststudenten Marcel Walldorf, geboren 1983. Seine „Petra“ genannte Skulptur hockt in der Ecke, hat den Schlagstock neben sich abgestellt und Helmvisier sowie Uniformhose hochgeschoben; sie pullert. Beleidigung der Polizei, schrie deren Gewerkschaft unisono mit dem sächsischen Innenminister. Der Skandal war kalkuliert: Walldorfs Professor hatte die Bild angerufen. Den Medien durfte Walldorf versichern, dass er so unpolitisch wie froh sei, jetzt in der Praxis über das Verhältnis von Kunstmarkt und Medien zu lernen – „Petra“ verkaufte er schließlich für 9.000 Euro. sepu
./resolveuid/0a2f11564c001a9f95cd5c452b995f9cIhr Fach gelernt hat die einstige Studentin der Betriebswirtschaftslehre Cécile Lecomte, geboren 1981: Sie hat ihr Hobby Klettern zum Beruf gemacht und verdient nun damit ihren Lebensunterhalt mit Unterstützung der Bewegungsstiftung. Gerade bereitet sich Lecomte darauf vor, mit Karabiner und Seil den nächsten Castor zu blockieren. Die Eisenbahnbrücken im Wendland kennt sie ebenso wie das Dach des Stuttgarter Hauptbahnhofs sowie die Wipfel diverser von Fällung bedrohter Bäume, etwa in der Nähe des Frankfurter Flughafens. Und da die Medien das „Eichhörnchen“ Lecomte mögen, ist für PR gleich mit gesorgt. sepu
./resolveuid/7c514581ae8aacd6bde1ca8158715e15Journalisten haben es schwer mit dieser Generation: Wenn sie auf die Barrikaden geht, tut sie das im Kollektiv und darum meist ohne Personalisierung; die chilenischen Studierenden sind eine Ausnahme. Ob die „Empörten“ in Spanien, die Camper auf dem Rothschild Boulevard in Tel Aviv oder die „Generation Facebook“ im arabischen Frühling – die Suche nach dem „bekanntesten Gesicht der Proteste“ ist immer schwer und oft vergebens. Hat da jemand aus der jüngsten Geschichte gelernt? Jedenfalls dürften Vorwürfe wegen ver- ratener Ideale später schwer sein: Dann, wenn die Aktivisten durch die Institutionen marschiert sind. ron/sepu
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