"Getrennt bitte – ein Satz wie eine Axt"

Alltagsrituale (10) Wie erleben Zuwanderer den hiesigen Alltag: In unserer Serie erzählt die Italienerin Elisabetta Gaddoni, was sie an der deutschen Sitte des Getrennt-Zahlens stört
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Der Abend war spannend. Gute Unterhaltung, viel gelacht, das Gefühl, auf einer Wellenlänge zu sein, eine verwandte Seele gefunden zu haben. Bis die Kellnerin an den Tisch kommt und die Killerfrage stellt: „Zusammen oder getrennt?“ Im Nu macht sich Verlegenheit breit, zumindest bei mir. Ein unangenehmes Gefühl schleicht sich ein und trübt die ausgelassene Stimmung. Um diesem Unbehagen ein Ende zu setzen, mache ich den Mund auf, um zu sagen, dass ich die Rechnung übernehme. Leider nicht schnell genug: Am anderen Ende des Tisches ertönt ein Satz, der wie eine Axt das frisch entstandene Gemeinschaftsgefühl vernichtet: „Getrennt, bitte“.

Die Vorstellung, dass die Kellnerin bei einer solchen moderaten Summe zweimal rechnen, kassieren und