Es sollte mehr werden als ein Event. Sieben Jahre investierten die sozialen Bewegungen der USA in die Vorbereitung des ersten landesweiten Sozialforums. Ende Juni beherbergte schließlich Atlanta die Zusammenkunft von gut 10.000 Aktivisten aus dem gesamten Bundesgebiet.
Die lange Anlaufphase sollte helfen, schwarze Amerikaner maßgeblich an der Planung zu beteiligen: Keinesfalls dürfe das Forum von der weißen Mittelklasse dominiert werden. Zudem arbeiten die US-Bewegungen - abgesehen von den Gewerkschaften - kaum auf nationaler Ebene. Ihre Stärke liegt in der lokalen Verankerung. In Gemeinden oder Stadtvierteln bestärken und schulen sie Arbeitnehmer, Migranten oder Obdachlose, damit sie für ihre Interessen eintreten können. "Der Hinterhof anderer Leute geht dich nichts an, so lange dein eigener nicht in Ordnung ist", sagt Aubry Jeanjacques, ein Antirassismusaktivist aus New Orleans. Die progressiven Kräfte sollen von unten, von den Graswurzeln aus, wachsen, meinen viele. Max Uhlenbeck von den Students for a Democratic Society kritisiert: "Die linke Bewegung ist zersplittert. Wir scheuen die Parteien und Kaderorganisationen, aber es fällt uns schwer zu sagen, was wir stattdessen wollen". Tatsächlich besteht keine Bewegung, die im gesamten Bundesgebiet handeln könnte. Die enorme Fläche von 9,6 Millionen Quadratkilometern bildet dabei eine zusätzliche Herausforderung.
Nicht zufällig fand das Forum mit Georgia in einem südlichen Bundesstaat statt - und damit nahe bei New Orleans, das noch immer unter den Folgen des Hurrikans Katrina von 2005 leidet. Hunderte Flutopfer zeigten in Atlanta Präsenz, die Reaktion der Bundesbehörden symbolisiert in ihren Augen einige Grundübel der US-Gesellschaft. Umweltaktivistin Monique Harden sagt: "Nach dem Sturm wurden in New Orleans massiv Wohnungen privatisiert". Und Jeanjacques kommentiert die Rettungs- und Aufräumarbeiten: "Willst du wissen, was Rassismus ist? Hurrikan Katrina zeigt es dir". Arme Afroamerikaner ohne eigenes Auto mussten seinerzeit besonders lang auf Rettung warten.
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