Große Schweinerei

Jugendbuch Carl Hiassen hat seinen ersten Jugendroman über "Eulen" in Florida geschrieben

Roy ist gerade erst mit seinen Eltern von Montana nach Coconut Cove in Florida gezogen. Das passt ihm gar nicht, denn Florida ist flach und heiß. Und dass es ausgerechnet der größte Schläger der Trace Middle School auf ihn abgesehen hat, macht die Sache auch nicht leichter. Doch dann taucht ein blonder Junge auf, und plötzlich steckt Roy mitten in einem skurrilen Abenteuer...

Mit Eulen hat der Publizist und Bestsellerautor Carl Hiassen sein erstes Jugendbuch herausgebracht: eine witzige Geschichte um die Rettung der kleinen, vom Aussterben bedrohten Kanincheneulen. Einige dieser Eulen leben auf einem leeren Grundstück mitten in Coconut Cove. Ausgerechnet dort will die Pfannkuchenkette "Mama Paula" ihr 469. Restaurant eröffnen. Dabei ist es den Verantwortlichen durchaus recht, dass kaum ein Mensch von den kleinen Eulen weiß ...

Auch Roy hat keine Ahnung von Kanincheneulen. Er ist mit ganz anderen Dingen beschäftigt - vor allem mit dem Schläger Dana Matherson, denn der hat Roy zu seinem liebsten Opfer gekürt. Und dann taucht eines Tages dieser seltsame Junge auf und weckt Roys Interesse. Roy gerät gleich in neue Schwierigkeiten: er bricht Dana im Schulbus versehentlich die Nase. Bei der Verfolgung des blonden Jungen bringt ihn ein Golfball zu Fall. Und dann bekommt er noch Ärger mit Beatrice, die ihm körperlich ziemlich überlegen ist und ihm rät, seine Nase bloß nicht in die falschen Dinge zu stecken!

Zur gleichen Zeit hat der Wachmann auf Mama Paulas Grundstück einige seltsame Fälle von Vandalismus zu beklagen. Immer wieder reißt ein unbekannter Witzbold die Vermessungspfähle aus dem Boden. Als der glatzköpfige Wachmann Curly und der etwas dümmliche Officer Delinko lebende Alligatoren in den Dixie-Klos finden, dämmert ihnen: da will jemand den Baubeginn sabotieren. Und das ist natürlich nicht im Sinne der "Mama Paula"-Chefetage.

Der ereignisreiche Beginn von Eulen ist noch längst nicht alles, was Hiassen seinen jungen Lesern zu bieten hat. Witzig und rasant geht es weiter, während die Handlungsstränge unweigerlich aufeinander zulaufen: der Vandalismus auf dem Baugrundstück gipfelt in giftigen Schlangen und gestohlenen Fahrzeugsitzen. Roy findet den blonden Jungen und erfährt, was der mit Beatrice zu tun hat. Beatrice wiederum hilft Roy aus der Patsche, als Dana an ihm Rache übt. Roy denkt sich einen Streich aus, der Dana ins Jugendgefängnis bringt. Mit anderen Worten: im sonst so beschaulichen Coconut Cove ist die Hölle los.

Ganz unbeeindruckt davon bleiben nur die Eulen: "Die kleinsten Eulen, die ich je gesehen habe" ist die übereinstimmende Aussage aller, die einer Kanincheneule begegnen. Und das werden immer mehr Menschen. Nur Chuck Muckle, der jähzornige Chef von "Mama Paula", behauptet steif und fest, es gebe keine Eulen auf dem Grundstück.

Das macht natürlich stutzig. Sind die Kanincheneulen nicht vom Aussterben bedroht? Müssten sie nicht geschützt sein? Fragen, die nicht nur dem Leser einfallen. Auch Roy begreift: es geht nicht darum, aus Mitleid ein paar kleinen Eulen zu helfen. Es geht darum, dass die Eulen überhaupt nicht vom Grundstück vertrieben werden dürfen - das ist illegal. Was versucht "Mama Paula" zu vertuschen? Offenbar ist in Coconut Cove eine große Schweinerei geplant.

Die zunehmende Verknüpfung von verschiedenen Handlungssträngen lässt es schon vermuten: ein großer Showdown ist unausweichlich. Der findet statt in Form einer "Feier zum ersten Spatenstich": Roy und seine neuen Freunde wollen "Mama Paula" den Betrug nachweisen. Ob sie die Eulen retten können?

Es ist ein modernes Märchen, das Carl Hiassen geschaffen hat - David gegen Goliath. Wer nicht ganz naiv ist, kann kaum glauben, dass die Kinder in Coconut Cove auch nur den Hauch einer Chance haben sollen gegen den großen Konzern. Doch Wunder gibt es bekanntlich immer wieder, und die Kinder sind clever und stehen zu ihren Überzeugungen. Sie sind wahrlich ein gutes Beispiel, nicht nur für die jungen Leser von "Eulen". Im Gegenteil können sich besonders die Erwachsenen an die Nase fassen, die oft zu pessimistisch oder zu faul sind, um ähnliches zu vollbringen. So unglaublich die Rettung der Eulen erscheinen mag - Hiassen glaubt man sie ohne weiteres. Jedes Wort. Und dabei hat man auch noch eine ganze Menge zu lachen.

Carl Hiassen: Eulen. Beltz, Weinheim 2003, 351 S., 14,90 EUR


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