Haha ist das neue lol

User-Forschung Rofl, lmao, rladadmrbabw? So lachen Sie richtig im Netz
Ausgabe 33/2015
Lol ist out, sagt die Statistik von Facebook. Wtf?
Lol ist out, sagt die Statistik von Facebook. Wtf?

Foto: Justin Sullivan/Getty Images

Schon wahr, im Moment gibt es im Internet ja nicht so viel zu lachen. Eigentlich gilt Lachverbot. Denn wer lacht, steht im Verdacht, nicht allzu ernst zu nehmen, dass die Welt aus den Fugen gerät. Aber auch wenn man sich mal wieder so richtig amüsieren würde, käme man mit einem einfachen „lol“ nicht mehr durch. Lol, die älteren Leserinnen und Leser wissen es, ist das Akronym für laughing out loud. Es wird seit 1989 benutzt. Seit 1989! Vor Ewigkeiten. Da gab es, sagt Wikipedia, noch nicht mal Facebook, keine „Kommentarfunktion“ im Netz. Nein, 1989 hatte man nur eine riesige Mauer, und die fiel dann auch noch um, weil die Leute in Leipzig und Berlin und Umgebung auf die Straße gegangen sind und laut „Wir sind das lol“ gerufen haben. Damals ging das noch. Heute geht das nicht mehr.

Und wo hat man das herausgefunden? Natürlich bei Facebook. Die können in Echtzeit beobachten und auswerten, wer von den Usern was wann eintippt. Und machen es auch. Die wichtigste Erkenntnis dieses gigantischen Langzeitprojekts zuerst: Lol ist out. Lol wird von nicht mal zwei Prozent der User benutzt, wenn die zum Ausdruck bringen wollen, dass sie sich gerade köstlich amüsieren. Wer zu diesen zwei Prozent gehört, ist der Statistik nach auch noch ziemlich alt. Vielleicht werden einem in der Werbespalte rechts neben der Timeline schon Traumpartner ab 50 angeboten. Oder E-Books mit besonders großer Druckschrift. Dann weiß man Bescheid.

Wenn lol aber nicht mehr geht, was geht dann? Auf jeden Fall sollte man nicht ausweichen auf rofl (rolling on the floor laughing), auf lmao (laughing my arse off) oder pmsl (pissing myself laughing). Auch deutsche Versionen wie mmvlidh (mache mir vor Lachen in die Hose) oder rladadmrbabw (rolle lachend auf den abgezogenen Dielen meiner riesigen Berliner Altbauwohnung) werden längst nicht mehr benutzt. Wer das schreibt, wird ausgelacht. Und zwar nicht mit lol, sondern mit haha. Wer jetzt „Haha, sehr witzig“ denkt, liegt schon voll im Trend. Damit hat man nämlich sogar jene Ahnungslosen überholt, die immer noch auf ihren Tastaturen herumsuchen, bis sie einen Lach-Smiley oder -Emoji gefunden haben. Smileys und Emojis sind nämlich auch out. Zumindest auf dem absteigenden Ast. Gerade mal ein Drittel aller User tippt sie noch ein. Fast so viele tippen schon hehe. Und über die Hälfte schreibt eben einfach nur haha. Manchmal auch hahaha oder hahahahaha, aber das passiert eigentlich nur bei Usern, die vor lauter Verzweiflung mit dem Kopf auf die Tischplatte schlagen.

Noch rätselt man bei Facebook, welche Schlüsse man daraus ziehen kann. Dabei liegt das auf der Hand. Denn auch hier geht wie in der gesamten Post-Internet-Kultur der Trend zurück zum Natürlichen. Dazu gehört das reine, einfache, klare Haha, das schon Shakespeare kannte, der in der ersten Szene des dritten Akts des Hamlet seinen Helden „Ha, ha, are you honest?“ ausrufen lässt. Ophelia versteht natürlich nur Bahnhof, was aber daran liegen mag, dass sie zu der Mehrheit der weiblichen User gehört, die, wie man bei Facebook herausgefunden hat, immer noch Emojis tippen. Macht aber nichts, liebe Ophelia. Denn was wir heute noch nicht verstehen, kann morgen schon vom nächsten Trend überholt sein.

Das ist eigentlich die gute Nachricht dieser User-Forschung, die uns vor lauter Erleichterung hell auflachen lässt, bevor wir uns dann aber wieder ganz schnell den ernsten Dingen dieser Welt zuwenden.

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