Halbe Treppe

Porträt Judith Seidel ist als Hauswartin nicht nur Putzfrau, sondern Teil der Wohngemeinschaft. Ihr Beruf verschwindet immer mehr. Aber sie macht trotzdem weiter
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 32/2015
„Das Du rutscht mir ziemlich schnell heraus“, Judith Seidel, Hauswartin in Hamburg
„Das Du rutscht mir ziemlich schnell heraus“, Judith Seidel, Hauswartin in Hamburg

Foto: Matthias Oertel für der Freitag

Ein Gründerzeithaus mit weißer Fassade und vier Stockwerken. Hamburg-Uhlenhorst, am Schrötteringksweg Nummer 9. Vor dem Haus liegt ein Garten mit Rosen, Flieder und Pfaffenhütchen. Es ist das Reich von Judith Seidel, 88 Jahre alt, seit mehr als 50 Jahren Hauswartin. Eine der letzten ihrer Art.

Judith Seidel, eine robuste Frau, trägt eine geblümte Kittelschürze über den Jerseyhosen, ihre Füße seien geschwollen, sagt sie, deshalb trage sie Pantoffeln. Sie führt einen die sieben Stufen hinunter in ihre verwinkelte Zweieinhalbzimmerwohnung im Souterrain mit ausgebauter Kammer und stellt einen Berg Kuchen auf den Kaffeetisch. Wuchtige Polstermöbel, eine mit Porzellanfigürchen und anderer Deko, Büchern und Gesellschaftsspielen