Halbiertes Wissen

Tyrann Stephen Greenblatt sucht bei Shakespeare nach Erklärungen für das Phänomen Trump. Und macht es sich viel zu leicht
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 46/2018
Selbst der Trinker Falstaff hat mehr Würde als der Mann in Washington
Selbst der Trinker Falstaff hat mehr Würde als der Mann in Washington

Abbildung: United Archives/Imago

So weit daneben lag sie nicht, die Londoner Buchhändlerin, die dem Rezensenten auf dessen Frage nach dem neuen Buch von Stephen Greenblatt stattdessen On Tyranny von Timothy Snyder (deutsch: Über Tyrannei. Zwanzig Lektionen für den Widerstand, C. H. Beck 2017) aus dem Regal holte. Denn Greenblatts Der Tyrann. Shakespeares Machtkunde für das 21. Jahrhundertist mitnichten eine Monografie über Shakespeare und das Politische, sondern eine politische Streitschrift über unsere Zeit – nur dass der Autor seine Parallelen in Gegenwart und Geschichtsschau des elisabethanischen England sucht, nicht um 1930. An Shakespeares Herrscherfiguren und der in ihnen geronnenen Reflexion über die eigene Zeit will der Literaturhistoriker Erkenntnisse über jenen Macht