Hand und Schicksal, Liebe und Verrat

SPRACHE DER VERLASSENHEIT Die Wiederkehr der großen lettischen Dichterin Amanda Aizpuriete in ihrem neuen Gedichtband »Babylonischer Kiez«
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Nur wahre Hände schreiben wahre Gedichte.« Mit diesem Diktum hat einst Paul Celan auf eine Einladung Hans Benders geantwortet, der ihn zur Mitwirkung an der Anthologie Mein Gedicht ist mein Messer (1960) anstiften wollte. Der Satz zielte auf die ehrwürdige Kategorie des poetischen »Handwerks«, deren Gültigkeit Celan zunehmend gefährdet sah. Doch durch die Verbindung der menschlichen Hand mit dem philosophisch-moralischen Begriff der »Wahrheit« eröffnet die Sentenz von den »wahren Händen« auch einen eigenen metaphysischen Raum, in dem die Poesie angesiedelt wird. »Wahre Hände« sind in diesem Sinn auch existenzielle Körperzeichen, in die sich das Schicksal eingeschrieben hat. So stiften die Verse der lettisc