Es muss die letzte überlebende Wespe in der Stadt sein, die mir da mein Fischbrötchen streitig macht. Wie aus Versehen bricht die Sonne durch die Wolken und stimmt mich gnädig. Noch einmal davongekommen fliegt das müde Insekt in Richtung Unterführung, wo die Cola-Dosen der Skateboarder locken. Die machen auch keine großen Sprünge mehr, spulen lediglich ein Pflichtprogramm ab. Mir kommt ein Satz in den Sinn, den ich letztens an der Supermarktkasse gehört habe: "Ihr Saft hängt." Der gut gelaunte Kassierer blickte in fragende Gesichter. Er wiederholte den Satz, zeigte dann auf eine Tetrapak-Tüte, die sich am Beginn des Laufbandes verfangen hatte. Stimmt, denke ich jetzt, genau so sehen die Leute aus, nachdem der Sommer auf Bewährung unwiderruflich vorbei ist: Ihr Saft hängt. Sie verstehen nicht, warum in der Eisdiele schon wieder Nürnberger Lebkuchen verkauft werden. Sie haben vergessen, wie beißend kalt der Wind über den See hereinziehen kann. Der leuchtet, endlich von öligen Touristen befreit, in Blautönen hart an der Kitschgrenze.
In meiner Straße kämpfen wackere Rentner gegen ockergelbe Laubverwehungen. "Birke ist am schlimmsten", zieht mich einer der Ordnungshüter ins Vertrauen. Ich zwinkere Rudi Schorr zu, der es auch nicht leicht hat. Seit Wochen blickt er väterlich von diesem Plakat herunter und mahnt zur Altersvorsorge: "Schon Pläne für den Lebensabend? Fragen Sie Rudi Schorr." Ob das hier jemanden anspricht? Vielleicht sollte er es mit einem anderen Slogan versuchen. "Auf Teneriffa gibt es keine Birken" oder so. Aber er hat es natürlich nicht auf die Besenbrigade, sondern auf mich abgesehen. Ach, Rudi, zuerst muss ich den nächsten Winter überstehen.
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