Harald Metzkes in Apolda

Ausstellung Gaukler, Akrobaten und Harlekine bevölkern die Bilder von Harald Metzkes. Sie balancieren auf hohem Seil, bemühen sich um einen Handstand oder ...

Gaukler, Akrobaten und Harlekine bevölkern die Bilder von Harald Metzkes. Sie balancieren auf hohem Seil, bemühen sich um einen Handstand oder spielen blinde Kuh. Die scheinbar absurden Szenen, in denen sie agieren, sind Teil eines Gesellschaftsspiels, das nicht sofort durchschaut werden kann. Da stehen fasziniert Menschen am Rand eines Aquariums, aus dem die Wellen hoch schlagen. Was unter der Wasseroberfläche geschieht, ist nicht einsehbar, aber der Titel Haifischbecken lässt einiges ahnen. Für die Ausstellung Bilderzeile im Kunsthaus Apolda Avantgarde hat der 1929 in Bautzen geborene Maler seine Privatbestände herausgegeben, Bilder, die noch nie der Öffentlichkeit gezeigt wurden, eine Bilanz jahrzehntelanger schöpferischer Arbeit, die 2007 mit dem Hannah-Höch-Preis des Landes Berlin gewürdigt wurde.

Die Bilderwelt des Künstlers ist gegenständlich und voller Farben. Daran hat auch der letzte gesellschaftliche Umbruch nichts geändert. Für den Maler, der drei Zeitenwenden erlebt hat, ist die menschliche Figur das wichtigste Thema geblieben, der Maßstab für das Grundsätzliche. Der zu den Begründern der "Berliner Schule" zählende Metzkes hat seine Wurzeln am Kollwitzplatz wie seine Malerfreunde Manfred Böttcher, Horst Zickelbein und Ernst Schroeder, die den Kern der Gruppe bildeten. Aus der Farbe komponiert er seine Bilder.

Der Künstler hat sich mit seiner Malerei keiner politischen Kaste angedient, so hat er Eigenständigkeit bewahrt, auch die Unabhängigkeit vom Kunstbetrieb, der in seiner Wahlheimat Berlin zunehmend lauter wurde und den er in Richtung Brandenburg verlassen hat. Tagtäglich steht Metzkes in der Einsamkeit seiner ausgebauten Scheune an der Staffelei. Trotz seines hohen Alters kann er nicht aufhören zu malen.

Die Commedia dell´Arte ist ein Thema, mit dem er sich über Jahrzehnte befasst hat. 1980 entstand das Bild Goldoni eskortiert. Eine Volkstheatergruppe in Kostümen wird von Uniformierten durch einen Landschaft geführt, die kein Kennzeichen eines realistischen Ortes aufweist. Metzkes verschlüsselt seinen Bildinhalt mittels der Darsteller, die mit festgelegten Eigenschaften ausgestattet sind. Eine Figur fällt ins Auge, die in dieser Szene eher im Hintergrund agiert, aber später immer wieder kehrt - der Harlekin. Den Maler verbinden mit ihm nicht nur die ersten Buchstaben des Namens. Er schlüpft selbst auf zahlreichen Bildern in das Kostüm. Zwar mimt Harlekin den komödiantenhaften Spaßmacher, doch hinter der Maske bewahrt er seine menschliche Würde. Beim "Blinde Kuh" wird er von den nackten Mitspielern mit Stöcken wild herumgestoßen. Tisch, Stühle und Menschen sind bereits zu Boden gegangen, doch Harlekin hat keine Chance, jemanden zu ertasten. Da spielt einer "Schach zu dritt" und verdreht dabei seinen Kopf puppenhaft zum Betrachter. Ein anderer nimmt eine Frau huckepack, kann sich aber durch ihr Aufsitzen nicht mehr fortbewegen. Absurdes Theater, das ist der Punkt, der Metzkes mit der Gegenwart verbindet.

Die Farben, die in den Harlekinbildern explodieren, beruhigen sich in den Stilleben. Für Metzkes ist der Raum, in dem sie in Apolda versammelt sind, wichtig. Seit 1957 widmet er sich diesem Sujet mit großer Eindringlichkeit. Über viele Jahre hat er Bilder weiter gemalt, verändert durch die Erkenntnisse, die er durch lebenslange Arbeit gewonnen hat. So findet sich ein Hechtkopf zwischen zwei Kannen verschiedener Provenienz. Zwar ist ihm alles Raubfischhafte abhanden gekommen, doch das aufmerksame Auge schaut zum Betrachter und stört die Harmonie, die sich sonst einstellen könnte.

Noch bis zum 6. April im Kunsthaus Apolda Avantgarde, Katalog 25 EUR

Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden