Harry Wu – Harry who? (Teil 2)

China Buchmesse: Das Gastland China tut sich schwer mit seiner kritischen Intelligenz. Wir wiederum tun uns schwer, auch nur die Namen zu merken. Fortsetzung des Schnellkurses

./resolveuid/d2f55c93b5f96fbdf09959224e4e266f/image_previewLiu Xiaobo

Werdegang: Geboren am 28. Dezember 1955 in Changchun. Er studierte Literatur an der Universität von Jilin und der Universität Peking und wurde Hochschullehrer an der Pädagogischen Hochschule Peking. 1988 Promotion. Als Gastdozent lehrte er an mehreren Universitäten im Ausland. Nach seiner Beteiligung an den Studentenprotesten 1989 wurde er entlassen. Erste Haft 1989 bis 1991. Seither ist er freier Schriftsteller, Dichter und Publizist. 1995 erneut verhaftet. 1996 wegen „Verbreitung von Gerüchten und Verleumdungen“ sowie „Störung der öffentlichen Ordnung“ zu drei Jahren Umerziehung durch Arbeit verurteilt. Lebt seit 1999 in Peking. Veröffentlichte zahlreiche regimekritische Texte, auch im Internet. 2003 zum Präsidenten des unabhängigen chinesischen PEN gewählt. Er ist der Initiator der Charta 08. Zwei Tage vor der Veröffentlichung des Reformmanifests wurde er am 8. Dezember 2008 verhaftet. Im Juni 2009 wurde Anklage gegen ihn erhoben. Der Vorwurf lautet: Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt.

Besondere Kennzeichen: Liu erhielt zahlreiche internationale Auszeichnungen, darunter 2004 von Reporters without Borders eine Auszeichnung für seinen Kampf um Pressefreiheit. Die Charta 08 ist inzwischen von fast 9.000 Menschen unterzeichnet worden. Gefordert werden die Einhaltung der Menschenrechte, das Recht auf freie Meinungsäußerung und freie Wahlen. Die chinesische Regierung ist seit Lius Verhaftung unter permanentem Druck der internationalen Öffentlichkeit. Zahlreiche Regierungen und internationale Organisationen forderten seine Freilassung. Den Protest des internationalen PEN unterstützen Autoren wie Salman Rushdie und Margaret Atwood. Die Präsidentin des offiziellen chinesischen Schriftstellerverbandes, Tie Ning, die von ausländischen Journalisten über Lius Schicksal befragt wurde, ließ wissen, sie sei über den Fall nicht informiert.

Aktuelle Tätigkeit: Politischer Gefangener. Die Ermittler gaben bekannt, dass er ein volles Verständnis im Sinne der Anklage abgelegt habe. Einen Anwalt gestattete man ihm nicht. Ihm drohen 15 Jahre Haft.

./resolveuid/21b9b21300c742da0905fe202c22dfd2/image_previewDing Zilin

Werdegang: Geboren 1936 in Shanghai. Sie studierte Philosophie und lehrte als Professorin an der Pekinger Volksuniversität. Ihr Mann Jiang Peikun war dort Leiter des Instituts für Ästhetik. Durch die Tätigkeit an der ehemaligen Kaderschmiede zählte sie zum politischen Establishment. 1989 kam ihr 17jähriger Sohn Jiang Jielian auf dem Platz des Himmlischen Friedens um. Augenzeugen berichteten ihr, dass ihr Sohn von Polizisten niedergeschossen und einfach liegengelassen wurde, bis er verblutet war. Offiziellen Angaben zufolge starb er auf dem Weg ins Krankenhaus. Es ist in China unter Strafe verboten, über das Massaker und seine Opfer des Massakers zu sprechen.

Trotzdem gründete Ding eine Selbsthilfegruppe. Die „Mütter des Tiananmen-Platzes“ forderten seit Anfang der 90er Jahre immer wieder die Freilassung noch Inhaftierter und die Aufklärung zahlreicher Vermissten- und Todesfälle. 1991 aus der Partei ausgeschlossen, in Frührente gezwungen und gemeinsam mit ihrem Mann mit Veröffentlichungsverbot belegt. Seither permanente Überwachung. Immer wieder Festnahmen, Verhöre und Untersuchungshaft. Ihr Mann wurde 1996 zur Frührente gezwungen.

Besondere Kennzeichen: 2003 für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. 2004 Hausarrest am 15. Jahrestag des Massakers. 2005 erschien in Hongkong ein Buch mit 187 Opferschicksalen. 2006 vom Time Magazine als eine von 60 Helden Asiens gewürdigt. Gilt als Stimme des Gewissens der unterdrückten Nation. Vor den Olympischen Spielen wurde sie gezwungen, Peking zu verlassen. Im Herbst 2008 erlitt ihr Mann vor Aufregung über einen Offenen Brief deutscher Sinologen und Publizisten einen Schlaganfall. Zum 20. Jahrestag des Massakers 2009 wurden beide erneut unter Hausarrest gestellt.

Aktuelle Tätigkeit: Fordert weiter regelmäßig die Regierung auf, die Niederschlagung der Demokratiebewegung offiziell untersuchen zu lassen und sich bei den Angehörigen der Opfer zu entschuldigen. Trotz permanenter Überwachung gelingt es ihr immer wieder, über ausländische Medien ihr Anliegen öffentlich zu machen.

Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden