Novelle von Hatice Acikgoez: Weder in der Türkei noch in Deutschland zu Hause

Familientradition Hatice Acikgoez’ kleine Erzählung ist nur 18 Seiten lang, aber die haben es in sich. In „ein oktopus hat drei herzen“ beschreibt sie eine intensive Suche nach Identität
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 31/2022

Der Umschlag, in dem das Büchlein mich erreicht, wiegt fast nichts. Jedes Wort aber wiegt. Ich lese ein oktopus hat drei herzen in einem Zug, was nicht schwer ist, bei achtzehn Seiten. Achtzehn wird auch die beste Freundin der Erzählerin, mit deren Geburtstag die Handlung beginnt.

Sie bestellt Oktopus, in einem Restaurant. Diesen Oktopus schaut die Erzählerin an, während die anderen über Partys reden. Sie kann nicht mitreden. Die einzigen Partys, die sie erlebt, werden von ihrer Mutter veranstaltet: „sie geht mit 40 noch auf partys für junge erwachsene, trifft sich mit typen, die sie im internet kennenlernt, und steht immer im mittelpunkt.“ Im Mittelpunkt auch des Blicks ihrer Tochter, der es schwerfällt, sich aus der Verbindung zu lösen: