Hauptsache: nicht langweilig

Erbe In der vergangenen Woche starb Marcel Reich-Ranicki. Wir haben gefragt: Was wird bleiben? Was haben wir von ihm gelernt?
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 39/2013

Wir Frauen müssen so laut werden wie er

Einen Kritiker, der Macht, Angriffslust, Vereinfachungstalent und Popularität in sich vereinte wie Marcel Reich-Ranicki, wird es nicht mehr geben. Auch deshalb nicht, weil sich die historischen Bedingungen, die seinen Aufstieg begünstigten, nicht wiederholen werden. Der richtige Mann traf hier auf die richtige Zeit: auf eine Nachkriegsepoche, in der die deutsche Literatur eine einzigartige gesellschaftliche Repräsentanz genoss. Und die Bedeutung der Kritik bzw. ihrer Vertreter leitet sich nun mal von der Bedeutung der Literatur ab.

Aber! Ein bisschen was von der Lautstärke Reich-Ranickis, von seiner kämpferischen Schärfe täte unserer Literaturkritik gut. Ihre gegenwärtige Tendenz zur affirmativen Nettigkeit