Heilige Kühe

Nach dem 60. Jahrestag Die permanente Verwechslung von Opfern und Tätern findet bei Müntefering ihre Fortsetzung
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Ein Regisseur des 60. Jahrestages, wenn es ihn denn gäbe, hätte den Abschluss nicht besser inszenieren können: In Berlin, wo einst Völkermord und totaler Krieg organisiert wurden, blockieren mutige Zeitgenossen den Marsch der Neonazis. Das war keine wohlfeile Beschwörung demokratischer Reife, sondern ein selbstbewusst gesetztes Zeichen, kein Normalisierungstheater, sondern Wirklichkeit. Postwendend allerdings wird selbst dieses wertvolle Zeichen missbraucht, um die große Inszenierung der vergangenen Monate nachträglich zu legitimieren. Ja, wir waren Täter, aber eben auch Opfer, sind schließlich zu Demokraten geworden, hatten 1989 im Osten unsere eigene Revolution und nun mitten in Berlin den für alle Welt sichtbaren Widerstand.

Wir haben nun