Heisser Wind

Budapester Abend Kolumne
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Der Frühling ist in Budapest ein Ereignis. Er fegt über die Ungarische Tiefebene heran wie Dschingis Khan, bricht in die Stadt ein, kippt schwere, warme Luft durch die Fenster in die Wohnungen und spült Stühle und Tische nach draußen. Der Putz an den Fassaden wirft Blasen und bröckelt ab. Die Passanten verlangsamen ihre Schritte, bleiben vor verstaubten Schaufenstern stehen, betrachten seltsam verzogene, ausgebleichte Schuhe aus alten Lagerbeständen, selbstgefertigte Rasierapparate, absonderliche Plastikmonster aus der Volksrepublik China, Zinnsoldaten, vergilbte, orthopädische Ersatzgelenke - und denken an ihre Geliebten.

Gezieltes Shopping fällt in so einer Atmosphäre schwer. Verlangt ist eher das Talent, loszuziehen ohne Erwartungen, ohne