Heroin sein tötet

Bühne Die britische Regisseurin Katie Mitchell zerlegt den dramatischen Kanon und zeigt, wie hässlich das Dasein von Frauen wie Ophelia wirklich ist
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 50/2015

Prinz Hamlets Freundin Ophelia ist als schöne Selbstmörderin in die Ikonografie des Abendlands eingegangen. 1852 griff der britische Maler John Everett Millais die ästhetisierte Überhöhung der Figur auf, indem er sie als blumenbekränzte Wasserleiche malte. Und so ist sie in unser kulturelles Gedächtnis eingeschrieben: liebend, leidend, durchgeknallt. Erst als sie tot ist, bekennt Hamlet sich zu ihr. Die britische Regisseurin Katie Mitchell, die seit ihrer sagenhaften Inszenierung von Franz Xaver Kroetz’ Wunschkonzert 2008 am Schauspielhaus Köln als Spezialistin für theatralen Selbstmord gilt, lädt mit ihrer neuen Regiearbeit Ophelias Zimmer dazu ein, dieses Bild zu revidieren.

„Wir haben uns die fünf Szenen, in denen sie im