Hitlers Pariser Softie

Skrupelloser Kleptomane Otto Abetz, Botschafter im nazibesetzten Frankreich, soll ein naiver Frankophiler gewesen sein, behauptet die Legende - neue Erkenntnisse widerlegen sie gründlich
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Deutsche Journalisten, die sich wahrscheinlich besonders witzig vorkamen, als sie die Liste der von Otto Schily veranlassten Antiterrormaßnahmen "Otto-Katalog" nannten, haben gewiss niemals von jener "Otto-Liste" gehört, die bei Franzosen in trauriger Erinnerung geblieben ist. "Liste Otto" hieß im nazibesetzten Frankreich das Verzeichnis der Bücher, die nach dem Willen des deutschen Botschafters Otto Abetz aus Buchhandel und Verlagsprogrammen zu verschwinden hatten.
Für die mit Hitlers Besatzungspolitik befasste deutsche Geschichtsschreibung galt Abetz bisher als eher kuriose Randfigur - ein Frankophiler, der sich mit Vorliebe um die Besetzung von Redaktionen literarischer Periodika mit deutschfreundlichen Franzosen kümmerte. Bald nach seinem Amtsantritt sorgt